Israel-Krieg: «Israel arbeitet sehr konsequent mit Desinformation»
Das Wichtigste in Kürze
- Mit einem Video will Israel beweisen, dass ein Hamas-Quartier in einem Spital war.
- Ein Experte sieht aber viele Ungereimtheiten und eindeutig Desinformation.
- Er sei sehr vorsichtig mit dem, was die Regierungs- und Armeesprecher vorlegten.
Tel Aviv lässt im Israel-Krieg auch Spitäler im Gazastreifen angreifen. Die Begründung: Die islamistische Organisation Hamas nutze diese als Hauptquartiere oder Stützpunkte. Beweise dafür, dass das beim Rantisi-Krankenhaus der Fall war, publizierte die Armee in der Form eines Videos. Doch es gibt auch Zweifel daran.
Andreas Krieg, Militärexperte und Professor am King's College in London, überraschen Waffenfunde in Spitälern nicht: «Es ist seit Jahren eine Taktik der Hamas, zivile Infrastruktur zu nutzen, um sich darin zu verstecken.» Dies sagt er im Interview mit dem deutschen «Spiegel».
Doch die Beweise aus dem Rantisi-Spital zweifelt er an. Im Video gebe es «eine ganze Reihe von Ungereimtheiten und eindeutig Desinformationen».
So stelle die israelische Armee einen Schacht als Eingang zu einem Tunnel dar, in Wirklichkeit sei es aber ein Wartungsschacht. Auch die vielen Schnitte in dem kurzen Video kritisiert er: Es werde suggeriert, der Sprecher stehe am Eingang des Tunnels, dann sehe man ihn irgendwo im Keller. «Aber wir wissen nicht, wie er vom Tunnel in den Keller kommt und ob der Tunnel tatsächlich dahin führt.»
Im Video wird auch ein Schichtplan gezeigt, auf dem angeblich festgehalten wird, wann welcher Terrorist Wache hält. Laut dem Sprecher im Video sind die Namen der Männer eingetragen. Krieg aber sagt: «Da standen nur die Wochentage in arabischer Schrift.» Es könnte auch ein Dienstplan für die Reinigungskräfte oder für Wartungsarbeiten gewesen sein.
Der Experte schlussfolgert: «Es wurden keine Beweise vorgelegt, die auch nur halbwegs schlüssig waren.»
Glauben Sie, dass der Israel-Krieg bald endet?
Andreas Krieg wirft Tel Aviv vor: «Die israelischen Armee- und Regierungssprecher arbeiten sehr konsequent mit Desinformation.» Sie hätten unecht wirkende Aufzeichnungen von Telefongesprächen und andere zweifelhafte Beweise vorgelegt. «Ich würde sehr vorsichtig sein mit dem, was sie präsentieren.»