Israel-Studie zu Coronavirus: Kinder haben tiefere Infektionsraten
Israelische Forscher haben untersucht, wie viele Kinder sich mit dem Coronavirus infizieren. Die Ergebnisse unterscheiden sich von jenen hierzulande.
Das Wichtigste in Kürze
- Bnei Brak ist während der ersten Pandemie-Welle Israels Corona-Hotspot.
- Wissenschaftler haben dort zwischen März und Mai 2020 eine Studie durchgeführt.
- Laut diesen Ergebnissen sind Kinder deutlich weniger ansteckend als Erwachsene.
- In der Schweiz haben Forscher bislang gezeigt, dass sich Kinder ähnlich häufig infizieren.
Wie anfällig sind Kinder für eine Infektion mit dem Coronavirus? Eine Frage, die Wissenschaftler und Politiker seit Beginn der Pandemie spaltet.
Eine Studie der Universität Haifa in der israelischen Stadt Bnei Brak zeigt auf: deutlich weniger als Erwachsene. Und auch die Ansteckungsgefahr ist bei Kindern gemäss dieser Studie weniger gross. Schweizer Erhebungen haben bislang anderes aufgezeigt.
Höchste Priorität wegen rascher Schulöffnung in Israel
Bei der ersten Welle im vergangenen Jahr wurden 637 Haushalte in der israelischen Stadt auf das Coronavirus getestet. Die erfassten Daten wurden anschliessend in ein mathematisches Modell implementiert. Die Studie wurde nun in der Fachzeitschrift PLOS Computational Biology publiziert.
Insgesamt wurden 3353 Personen untersucht und durchschnittlich 2,5 Mal getestet. 1,57 Erwachsene pro Haushalt waren positiv, 0,8 Prozent Kinder. Und das, obwohl diese 54 Prozent der Haushalte ausmachten.
Die Wissenschaftler kommen also zum Schluss: Kinder sind nur halb so anfällig für Covid-19 wie Erwachsene über 20 Jahre. Zudem sollen sie nur einen Drittel so ansteckend sein.
«Zum Forschungs-Start hatte das Verständnis zur Rolle der Kinder bei der Übertragung höchste Priorität», so Professeor Itai Dattner. Der Hauptautor der Studie von der Universität Haifa liefert auch gleich die Begründung. «Wir wollten Klarheit wegen der Wiederöffnung der Schulen.»
Dass die Studie in Bnei Brak durchgeführt wurde, ist kein Zufall. «Die Stadt hatte die höchste Pro-Kopf-Infektionsrate in Israel und wurde zur Sperrzone erklärt», so Dattner. Während des Untersuchungszeitraumes von März bis Mai 2020 war die Stadt im Lockdown.
Auch wohnen in der Stadt viele ultraorthodoxe Juden in grossen Haushalten. Die Bevölkerung ist ausserordentlich jung: Rund die Hälfte sind jünger als 20 Jahre, schreiben die Autoren. Frühere Studien hatten gezeigt, dass zwei Drittel der in Israel Infizierten ultraorthodoxe Juden waren.
Schweizer Studien: Schüler infizieren sich gleich häufig mit Coronavirus wie Erwachsene
Die bislang grösste Erhebung zur Anfälligkeit von Kindern auf das Coronavirus lieferte die Universität Zürich. Die Studie «Ciao Corona» hat 2500 Zürcher Schulkinder getestet. Dies in bereits zwei Testläufen.
Zuletzt wurden die Schüler zwischen Ende Oktober und Mitte November auf Antikörper untersucht. Acht Prozent der 2500 getesteten Kinder hatten eine Infektion mit dem Coronavirus durchgemacht.
Im September kamen die Studienautoren bereits zum Schluss, dass sich Kinder ähnlich häufig infizieren wie Erwachsene.
Eine jüngst publizierte Analyse aus Genf hat gezeigt, dass Kinder unter sechs seltener infiziert sind.
Nur 14,8 Prozent der Kleinkinder haben sich bereits infiziert. Bei den Kindern im Schulalter sind es 21,8 Prozent, etwa gleich viele wie im Rest der Bevölkerung.
Doch dass sich Kinder gleich häufig infizieren bedeutet nicht, dass Kinder auch gleich viele Personen anstecken wie Erwachsene.