Japan: Hitze lässt Japaner Stereotype überdenken
Das Wichtigste in Kürze
- In Japan ist es für Männer verpönt, Sonnenschirme zu tragen.
- Die kaum erträgliche Hitze bringt sie dazu, das zu überdenken.
Die anhaltende Hitze im Land lässt manche Japaner auch ihre Geschlechter-Stereotype überdenken: In der Präfektur Saitama nördlich von Tokio verteilen die Behörden wegen der sengenden Hitze an ihre Mitarbeiter Sonnenschirme, die in Japan eigentlich nur von Frauen benutzt werden. Es gehe darum, das Risiko für Sonnenstiche und Hitzschläge zu verringern, sagte Tomomi Anzai, der die Verteil-Aktion mit organisiert hat, am Freitag der Nachrichtenagentur AFP.
Über 40 Grad
In Saitama war vergangene Woche mit 41,1 Grad ein nationaler Hitzerekord gemessen worden. Daher begann die Präfektur am Mittwoch damit, Dutzende Sonnenschirme an ihre männlichen Mitarbeiter zu verteilen.
Ryoji Kurihara, der für die Präfektur arbeitet, liess sich bereits überzeugen. «Ich dachte, dass Sonnenschirme nur etwas für Frauen sind, ich habe nie einen Mann mit einem gesehen und habe daher selbst nie daran gedacht, einen zu benutzen», sagte er. Mittlerweile gehe er aber nicht mehr ohne seinen marineblauen Schirm aus dem Haus.
«Als würde ich den Schatten bei mir tragen»
«Es ist, als würde ich den Schatten bei mir tragen. Ich fühle mich da drunter viel frischer», beschrieb Kurihara die Vorteile des Sonnenschirms. In Japan nutzen viele Frauen die Schirme, um ihre Haut zu schützen. Der Student Shige Kato weigert sich daher trotz sengender Sonne, einen solchen Schirm zu benutzen. «Das ist etwas für Mädchen», sagte der 23-Jährige. Er selbst setze lieber auf Sonnenhut und Sonnencreme.
Durch die Hitzewelle in Japan kamen im Juli etwa 120 Menschen ums Leben. Rund 49'000 Menschen kamen wegen Beschwerden infolge der hohen Temperaturen ins Krankenhaus.