Russland soll Brandanschläge durch DHL-Pakete orchestriert haben
Die Spur der Ermittler im Falle der mit Brandsätzen ausgestatteten Pakete in europäischen Grossstädten führt nach Russland. Steckt der GRU dahinter?

Westliche Sicherheitsbehörden sehen klare Hinweise darauf, dass der russische Militärgeheimdienst GRU hinter einer Serie von Brandsatz-Attacken in europäischen Logistikzentren steckt.
Wie Recherchen vom WDR und NDR zeigen, wurden im Juli 2024 über DHL und andere Zustelldienste manipulierte Pakete verschickt.

Diese lösten in Deutschland, Grossbritannien und Polen Brände aus. Die Brandsätze waren in Massagekissen versteckt und enthielten Zeitzünder sowie magnesiumbasierte Brandmittel.
Die Attacken: Zufall verhinderte Katastrophen
Im Juli 2024 ging am Flughafen Leipzig ein DHL-Paket in Flammen auf, gefolgt von weiteren Bränden in Warschau und Birmingham. Die Pakete waren über Litauen verschickt worden, wo ein Mann sie an fingierte Adressen in London, Birmingham und Polen adressierte.
Laut Brandermittlern hätten die Feuer bei einem Ausbruch im Frachtraum eines Flugzeugs verheerende Folgen haben können. Ein Foto aus Leipzig zeigt, wie stark ein Paket ausbrannte – die Gefahr für Menschenleben war real.
Netzwerk aus «Wegwerf-Agenten»
Die Operation soll laut «Spiegel» über ein Pyramidensystem abgewickelt worden sein: Der Geheimdienst aus Russland rekrutierte demnach über soziale Medien und Messenger wie Telegramm «Low-Level-Agenten».
Dieser übernahm für geringe Geldbeträge scheinbar harmlose Aufgaben. So wurde wohl ein 27-jähriger Ukrainer aus Polen angeworben, der die Brandsätze in Litauen scharfstellte.

Er soll sie dann laut «Tagesschau» an den mutmasslichen Paketversender Aleksandr S. übergeben haben. Auch ein Ukrainer in einer ostdeutschen Grossstadt geriet ins Visier, nachdem Ermittler seine Wohnung durchsuchten.
Testpakete für die USA?
Der junge Ukrainer sowie der mutmassliche Sender der Pakete Alesandr S. wurden schnell verhaftet.
Neben den Brandsatz-Sendungen verschickte die Gruppe im August 2024 zwei Testpakete in die USA und nach Kanada. Diese waren mit Alltagsgegenständen wie Turnschuhen und T-Shirts befüllt.
Laut polnischer Staatsanwaltschaft sollte der Transportweg für spätere Sabotageakte geprüft werden. Sicherheitskreise befürchten, dass auch Nordamerika Ziel ähnlicher Attacken werden könnte.
Russland im Verdacht
An der Spitze des Netzwerks sollen hochrangige GRU-Mitarbeiter stehen, darunter Oberst Denis Smolyaninov. Er wurde bereits im Dezember 2024 von der EU sanktioniert.

Smolyaninov soll seit Jahren Pläne entwickeln, um den internationalen Luftverkehr zu destabilisieren, etwa durch Störungen des Funkverkehrs. Dokumente des „Dossier Center“ belegen, dass der GRU gezielt Schwachstellen im Flugbetrieb ausnutzen will.
Moskau weist Vorwürfe zurück
Russland bestreitet die Vorwürfe. Die russische Botschaft in Berlin sprach laut «Spiegel» gar von «Paranoia» und «Verschwörungstheorien».
Doch die Beweislage ist erdrückend: Festnahmen in Polen, Litauen und Bosnien, durchsuchte Wohnungen und abgefangene Pakete zeigen das Ausmass der Operation.
BND-Präsident Bruno Kahl warnt in Berichten der «Tagesschau» davor, dass Russland weitere Anschläge planen könne. Russland scheue sich nicht davor «Menschenleben zu gefährden oder ganz gezielt auch aufs Spiel zu setzen».
Die Brandsatz-Serie endete im Herbst 2024 – vermutlich nach klaren Warnungen der USA an Russland.