Jordaniens Ex-Kronprinz steht angeblich unter Arrest
Zwischen König Abdullah II. und seinem Halbbruder Hamsa bin Hussein ist ein Streit ausgebrochen. Nun steht Hamsa angeblich unter Arrest.
Das Wichtigste in Kürze
- Der ehemalige Kronprinz Hamsa bin Hussein steht nach eigenen Angaben unter Hausarrest.
- Ihm werden Verschwörungen gegen seinen Halbbruder König Abdullah II. vorgeworfen.
- Die Staatsagentur Petra dementierte die Anschuldigungen von Hamsa bin Hussein.
Im jordanischen Königshaus rumort es. Der ehemalige Kronprinz Hamsa bin Hussein steht nach eigenen Angaben unter Hausarrest. Gegen ihn soll es eine Untersuchung wegen einer angeblichen Verschwörung gegen seinen Halbbruder - König Abdullah II. - geben, wie mehrere US-Medien berichteten.
Die britische BBC veröffentlichte am späten Samstagabend ein Video: Der 41 Jahre alte Prinz hat es aus seinem Arrest aufgenommen und dem Sender mit Hilfe seines Anwalts zugespielt. Darin erhebt er schwere Vorwürfe gegen König Abdullah II. Er spricht von Festnahmen, Einschüchterung und Drohungen gegen Kritiker des Königs. Die «unfähige und korrupte» Regierung wolle ihre Gegner mit allen Mitteln mundtot machen.
Prinz Hamsa darf sein Haus nicht verlassen
Prinz Hamsa sagt in dem Video: Der Generalstabschef hat ihn darüber informiert, dass er das Haus nicht verlassen und keinen Kontakt zur Aussenwelt haben dürfe. Seine Telefon- und Internetverbindung sei gekappt worden. «Ich bin nicht Teil irgendeiner Verschwörung oder ruchlosen Organisation oder Gruppe mit ausländischer Unterstützung», beteuerte der Prinz.
Auch Prinz Hamsas Mutter schaltete sich inzwischen ein. Die Anschuldigungen seien eine «böse Verleumdung», teilte sie am Sonntag auf Twitter mit. Königin Nur bete für die unschuldigen Opfer. Sie ist eine Witwe des früheren Königs Hussein.
Festnahme von fast 20 Menschen
Fast zeitgleich zur Wortmeldung des Prinzen: Die «Washington Post» hat über die Festnahme von fast 20 Menschen berichtet. Die Festnahmen stehen im Zusammenhang mit einem angeblichen Komplott gegen König Abdullah II. Eine offizielle Bestätigung gab es dafür nicht.
Die Staatsagentur Petra meldete, dass zwei hochrangige Männer und weitere Verdächtige «aus Sicherheitsgründen» festgenommen worden seien: Bassim Auadalla, ehemaliger Vorsitzender des Königlichen Gerichts, und Hassan bin Said, Mitglied der Königsfamilie. Prinz Hamsa sei dagegen weder festgenommen noch unter Hausarrest gestellt worden.
Generalstabschef dementiert den Hausarrest
Auch Generalstabschef Jussif al-Hunaiti dementierte, dass der Prinz unter Hausarrest gestellt worden sei. Er forderte ihn in einer Mitteilung jedoch auf, Handlungen zu unterlassen, die die Stabilität und Sicherheit des Königreichs gefährden könnten.
Zwischen den Brüdern sei ein Streit offen ausgebrochen, berichtete das «Wall Street Journal». 2004 setzte König Abdullah II. Prinz Hamsa als Thronfolger ab - und ernannte später seinen eigenen Sohn zum neuen Kronprinzen.
In einem Dekret hiess es damals, König Abdullah II. wolle seinen 24-jährigen Halbbruder von den «Zwängen» seiner Position befreien, um ihm andere Möglichkeiten zu geben. Der König hatte Prinz Hamsa wenige Jahre zuvor zunächst für das Amt bestimmt.
Nachfolger des Königs
Von plötzlichen Wechseln in der Thronfolge hatte der seit 1999 regierende König Abdullah II. einst selbst profitiert. Sein Vater, König Hussein, hatte ihn kurz vor dessen Tod überraschend zum Thronfolger ernannt. Zuvor war jahrezehntelang Husseins Bruder Hassan als Kronprinz für das Amt vorgesehen gewesen.
Saudi-Arabien, Ägypten und andere arabische Länder drückten ihre Unterstützung für König Abdullah II. aus. US-Aussenamtssprecher Ned Price bezeichnete den Monarchen als «Schlüsselpartner» der USA, der die «volle Unterstützung» der Vereinigten Staaten habe. Jordanien gilt im Vergleich zu einigen seiner regionalen Nachbarn als weitgehend stabil und sicher.
Der Fall des Prinzen erinnert an Berichte über Festnahmen mehrerer hochrangiger Mitglieder der Königsfamilie in Saudi-Arabien vor gut einem Jahr. Die «New York Times» und das «Wall Street Journal» berichteten damals unter Berufung auf Eingeweihte: Ihnen wird eine Verschwörung vorgeworfen.