Kämpfe in Syrien: Al-Scharaa will Mord an Zivilisten ahnden
Nach den schweren Kämpfen in Syrien will al-Scharaa Übergriffe auf Zivilisten hart bestrafen. Es ist der erste grosse Test für den Übergangspräsidenten.

Nach Aufflammen der schwersten Kämpfe seit Sturz des Assad-Regimes in Syrien hat sich Übergangspräsident Ahmed al-Scharaa in einer Rede an die Nation gewandt. Darin beschwor er die Einheit der Syrer. Jeder, der Übergriffe gegen Zivilisten begehe, werde hart bestraft, kündigte der frühere Rebellenchef an. Die Auseinandersetzungen sind der erste grosse Test für al-Scharaa, der Ende Januar zum Übergangspräsidenten ernannt wurde.
In der Küstenregion Syriens war es am Donnerstag und Freitag zu schweren Auseinandersetzungen zwischen Anhängern des gestürzten Ex-Präsidenten Baschar al-Assad und Sicherheitskräften der neuen Machthaber gekommen. Die Region gilt als Hochburg al-Assads, der zur religiösen Minderheit der Alawiten gehört.
Mehr als 160 Zivilisten sollen hingerichtet worden sein
Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte hatte Kämpfer aufseiten der Regierung für schwere Massaker an alawitischen Zivilisten verantwortlich gemacht. Mehr als 160 Zivilisten seien seinen Informationen zufolge hingerichtet worden sein, sagte der Direktor der in Grossbritannien ansässigen Beobachtungsstelle, Rami Abdel-Rahman, der Deutschen Presse-Agentur. Eine Mitarbeiterin der dpa konnte auch mit einem Augenzeugen telefonieren, der ebenfalls von Exekutionen berichtete.
Aktivisten aus der Stadt Idlib, mit denen die dpa sprechen konnte, machten bewaffnete Unterstützer der Übergangsregierung aus ihrer Provinz, die sich Befehlen aus Damaskus widersetzt haben sollen, für die Massaker verantwortlich.
Al-Scharaa lobte die Sicherheitskräfte für ihren Einsatz. Die Massaker erwähnte er nicht direkt. Er richtete jedoch einen Aufruf an «alle Kräfte, die sich an den Kämpfen beteiligt haben» sich den Befehlshabern des Militärs zu unterstellen und «die Stellungen unverzüglich zu räumen, um die aktuellen Verstösse zu kontrollieren». Die Anhänger des gestürzten Ex-Präsidenten rief er auf, ihre Waffen niederzulegen.