Kardinal Pell warnt: Nicht jedem Kläger glauben
Letzte Woche hat Australiens höchstes Gericht das Urteil wegen Kindesmissbrauchs gegen Kardinal Pell gekippt. Nun meldet sich der einstige Finanzchef des Vatikans - und sieht sich als Opfer eines Trends.
Das Wichtigste in Kürze
- Der vor einer Woche überraschend vom Vorwurf des sexuellen Missbrauchs freigesprochene australische Kardinal George Pell hat davor gewarnt, jedem Kläger zu glauben.
Der 78-Jährige habe dem Sender Sky News in seinem ersten Interview nach dem Freispruch zudem gesagt, er wäre nicht überrascht, wenn er mit weiteren Vorwürfen sexuellen Kindesmissbrauchs konfrontiert würde, berichteten lokale Medien unter Berufung auf einen Ausschnitt. Das vollständige Interview soll am heutigen Dienstag ausgestrahlt werden.
Im März 2019 war Pell, der frühere Erzbischof von Melbourne, wegen des Missbrauchs zweier Chorknaben in den 90er Jahren zu sechs Jahren Haft verurteilt worden. Das höchste australische Gericht hatte am 7. April dem Berufungsantrag des 78-jährigen Australiers wegen mangelnder Beweislast stattgegeben. Der ehemalige Berater des Papstes und Finanzchef des Vatikans wurde daraufhin nach rund 13 Monaten in Haft aus einem Gefängnis in der Nähe von Melbourne entlassen.
Pell sagte in dem Interview den Berichten zufolge, er «wäre nicht vollständig überrascht» davon, wenn er neuen Anklagepunkten gegenüberstehen würde. Das wäre ein Hinweis darauf, dass er Opfer eines Trends sei, Anklägern zu glauben. «Vor 30 bis 40 Jahren ist das Pendel massiv gegen jeden, der sagt, er sei angegriffen worden. Heutzutage wollen wir nicht, dass es zurück schwingt, so dass jede Anklage als reine Wahrheit angesehen wird, das wäre ziemlich ungerecht und unangebracht», wurde Pell zitiert. Pell war der ranghöchste Geistliche in der Geschichte der katholischen Kirche, der wegen Kindesmissbrauchs verurteilt worden war.