Klimawandel verschärft Umweltprobleme im Mittelmeerraum
Heftige Unwetter mit Starkregen und Überschwemmungen forderten zuletzt im Mittelmeerraum etliche Todesopfer. In der Region zeige sich der Klimawandel.
Das Wichtigste in Kürze
- Immer wieder kommt es in der Mittelmeerregion zu Wetterkapriolen.
- Forschende sehen darin die Gefahr des Klimawandels für die Region.
Wie ein reissender Fluss wälzten sich die Wassermassen durch die Strassen des Ortes Sant Llorenc auf Mallorca. Autos trieben kilometerweit mit den Fluten. Rund 500 Kilometer weiter nördlich, an der französischen Mittelmeerküste, spülten bei einem anderen Unwetter heftige Regenfälle fünf Autos bis ins Meer. Und kürzlich versanken die Strassen der italienischen Hauptstadt Rom unter Hagel und Eisbrocken, wie nach einem Schneesturm in den Alpen.
Immer wieder haben heftige Unwetter in den vergangenen Wochen Länder rund ums Mittelmeer heimgesucht. Forscher glauben: Der Klimawandel macht Wetterkapriolen extremer.
«Die Temperatur der Meeresoberflächen hat sich durch die globale Erwärmung verändert», sagt Peter Hoffmann, Meteorologe am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK). «Im Mittelmeer weist sie in diesem Jahr fast wieder einen Rekord auf.» Dadurch habe sich die Dynamik des Wetters verändert. «Es muss nicht unbedingt sein, dass die Häufigkeit von diesen Wetterextremen zunimmt, aber es ist wahrscheinlich, dass die Intensität zunimmt.» Starke Regenfälle werden also extremer, die Gefahr von Überschwemmungen steigt.
Gefährliche Wassermassen
Bei den heftigen Unwettern der vergangenen Wochen kamen im Mittelmeerraum mehr als 60 Menschen ums Leben. Mitte Oktober traten in der Region um die südfranzösische Stadt Carcassonne Bäche und Flüsse über die Ufer. Mancherorts stieg das Hochwasser mehr als sieben Meter hoch. Binnen weniger Stunden fiel soviel Regen wie sonst in einem halben Jahr. Versicherer bezifferten den Schaden auf 228 Millionen Franken.
Italien erlebte in diesem Sommer Unwetter, Starkregen und extreme Hitze. Der Agrarverband Coldiretti warnt vor Millionenschäden. Der Klimawandel könne extreme Verhältnisse mit rapiden Wechseln zwischen kurzen, intensiven Niederschlägen verschärfen und die Agrarwirtschaft enorm schädigen, erklärte er.
Besonders hart trafen Wetterkapriolen in diesem Jahr Mallorca. Dort fielen am Abend des 9. Oktobers binnen weniger Stunden 233 Liter Wasser pro Quadratmeter. Die Wassermassen rissen 13 Menschen in den Tod. Auch andere Regionen Spaniens erlebten Regenrekorde.
In Tunesien verwandelten heftige Niederschläge ausgetrocknete Täler um den bei Touristen beliebten Ort Nabeul (TUN) in grosse Flüsse. Die Abwassersysteme waren den Wassermassen nicht gewachsen. Mindestens elf Menschen kamen in dem nordafrikanischen Land ums Leben.
In Jordanien rissen Wassermassen erst vor wenigen Tagen zahlreiche Schulkinder in den Tod. Sie waren auf einem Ausflug nahe dem Toten Meer von einem Sturzregen überrascht worden. Insgesamt kamen mindestens 21 Menschen um.