Greta Thunberg

Greta Thunberg fordert Mut von Merkel

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Bolivien,

Genau zwei Jahre nach ihrem ersten «Schulstreik» sitzt Greta Thunberg bei Angela Merkel im Kanzleramt. Die eine kämpft kompromisslos für den Klimaschutz, bei der anderen gehören Kompromisse zum Berufsbild. Was kann dabei rauskommen?

Die Klimaaktivistin Greta Thunberg während einer Pressekonferenz. Foto: Kay Nietfeld/dpa
Die Klimaaktivistin Greta Thunberg während einer Pressekonferenz. Foto: Kay Nietfeld/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • In brütender Hitze, in Sichtweite des Kanzleramts, machte Greta Thunberg klar, was sie von Angela Merkel erwartet.

«Wir wollen, dass Anführer aktiv werden und die Klimakrise wie eine Krise behandeln», sagte die 17-Jährige Schwedin und weltberühmte Klimaaktivistin am Donnerstag in Berlin, nachdem sie und drei Mitstreiterinnen von Fridays for Future mit der Bundeskanzlerin gesprochen hatten. «Sie hat eine riesige Verantwortung, aber auch eine riesige Chance, so eine Anführerin zu werden.»

90 Minuten sind viel Zeit im hektischen Politik-Alltag, doch die nahm Merkel sich für den Besuch. Thunberg, die deutsche Aktivistin Luisa Neubauer und die Belgierinnen Anuna de Wever van der Heyden und Adélaïde Charliér hatten sich das Gespräch gewünscht. «Beide Seiten waren sich einig, dass die Erderwärmung eine globale Herausforderung ist, bei deren Bewältigung den Industriestaaten eine besondere Verantwortung zukommt», liess Merkel im Anschluss mitteilen. «Basis dafür ist die konsequente Umsetzung des Pariser Klimaabkommens.»

Allerdings verstehen Spitzenpolitiker und Klimaaktivisten darunter nicht dasselbe. Das war wohl auch Thema im internationalen Konferenzsaal des Kanzleramts, wie Neubauer später recht diplomatisch erzählte: «Es wurde sehr deutlich, dass wir von verschiedenen Perspektiven auf die Situation schauen.» Als Physikerin verstehe Merkel die Wissenschaft. Als Politikerin verstehe sie die politische Komplexität. Die Frage sei nun, wie man diesen Graben überbrücke.

So viel lässt sich sagen: Die Antwort fanden die fünf Frauen im Kanzleramt nicht. Merkel, 66, ist berufsbedingt eine Meisterin des Kompromisses, während Thunberg für ihre Kompromisslosigkeit im Kampf gegen den Klimawandel berühmt ist. Genau zwei Jahre vor diesem Treffen, am 20. August 2018, hatte sie mit ihren wöchentlichen «Schulstreiks fürs Klima» begonnen. Fridays for Future - Freitage für die Zukunft - entwickelte sich zu einer weltweiten Bewegung, die in Deutschland besonders viele Anhänger hat.

Der Anlass dieses Treffens nun war ein offener Brief, den Thunberg, Neubauer und andere Aktivisten an die Staats- und Regierungschefs der EU geschrieben hatten. Denn die klimapolitische Musik spielt derzeit in Brüssel, wo es unter anderem um die Erhöhung des EU-Klimaziels für 2030 geht. Berlin steht dennoch im Fokus, denn Deutschland hat seit Juli für ein halbes Jahr die Ratspräsidentschaft inne. Da wird hart gerungen um Vorhaben, die der Klimabewegung viel zu schwach sind.

50 bis 55 Prozent weniger Treibhausgase als 1990, wie EU-Kommission und Merkel vorschlagen: «Wir haben sie natürlich aufgefordert, weiter zu gehen, denn derzeit erreichen die Ziele nicht das Pariser Abkommen», sagte die Belgierin Charlier. Unterm Strich gar keine Emissionen mehr bis 2050: «Das würde natürlich nicht mit dem Pariser Klimaabkommen übereinstimmen», sagte Thunberg. Ziel dieses Abkommens ist, die Erderwärmung auf unter 2 Grad, möglichst 1,5 Grad zu begrenzen.

Auch physisch hielten die Kanzlerin und die Aktivistinnen - Corona-bedingt - Abstand. So zeigte es jedenfalls ein kurzes Video von Regierungssprecher Steffen Seibert: Die Frauen trafen sich in einem grossen Saal des Kanzleramts. «Gut, Sie hier zu haben», sagte Merkel zur Begrüssung. Es folgte das Gespräch, verteilt um den grossen, runden Konferenztisch mit Mikrofonen und Namensschildern, auf dem Heiss- und Kaltgetränke bereit standen.

Wie geht es weiter? Trotz anhaltender Pandemie will Fridays for Future wieder weltweit Menschen fürs Klima auf die Strasse bringen, am 25. September soll es die ersten Grossdemos seit Beginn der Corona-Krise geben. Sie sollen der Politik Dampf machen - auch der Kanzlerin in den Klimaverhandlungen der EU. Sie hätten Merkel gesagt, dass es Anführer brauche, die den Mut zu harten Entscheidungen hätten, sagte die Belgierin Charlier. «Sie hat uns gesagt, dass sie es in Erwägung ziehen wird, zu versuchen, mutiger zu sein.»

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