Luiz Inácio Lula da Silva will erneut Brasiliens Präsident werden
Der ehemalige brasilianische Staatschef Luiz Inácio Lula da Silva (76) greift zum sechsten Mal in seiner politischen Karriere nach dem Präsidentenamt.
Das Wichtigste in Kürze
- Luiz Inácio Lula da Silva will erneut Präsident von Brasilien werden.
- Der Ex-Präsident wurde von seiner linken Arbeitspartei als Kandidat nominiert.
- Für den 76-Jährigen wäre es die sechste Amtszeit als Staatschef.
Luiz Inácio Lula da Silva will wieder Präsident werden. Vier Jahre nach seiner Verurteilung zu einer langen Haftstrafe tritt er erneut für Brasiliens Arbeiterpartei an. In Umfragen liegt er vor Bolsonaro. Der brasilianische Ex-Staatschef wurde rund zweieinhalb Monate vor der Wahl als Präsidentschaftskandidat seiner Partei nominiert.
Die Kandidatur wurde einstimmig angenommen. Dies hiess es in einer Mitteilung der linken Arbeiterpartei (PT) nach einem Treffen in São Paulo am Donnerstag (Ortszeit). Sein Stellvertreter soll demnach Lulas früherer Rivale Geraldo Alckmin werden, einst Gouverneur des Bundesstaates São Paulo. Ihre Kandidatur wird unter anderem auch von der Kommunistischen Partei und den Grünen unterstützt.
Lula: «Habe gesehen, wie dieses Land zerstört wird»
«Ich müsste nicht noch einmal Präsident werden. Ich hätte meinen Titel als bester Präsident der Geschichte bewahren und die letzten Jahre meines Lebens ruhig leben können.» Dies schrieb der 76-jährige Luiz Inácio Lula da Silva auf Twitter. «Aber ich habe gesehen, wie dieses Land zerstört wird, also habe ich beschlossen, zurückzukehren.» Lula hatte seine zweite Amtszeit als Staatsoberhaupt Ende 2010 mit mehr als 80 Prozent Zustimmung in der Bevölkerung beendet.
Eu não precisava ser presidente de novo. Eu podia guardar meu título de melhor presidente da história e ir viver os últimos anos da vida tranquilo. Mas eu vi esse país ser destruído. Vi a educação ser comandada por um cara que não gostava de educação. Então eu resolvi voltar.
— Lula (@LulaOficial) July 21, 2022
Aktuell liegt der Linkspolitiker in Umfragen vor dem rechtspopulistischen Amtsinhaber Jair Bolsonaro. Die Abstimmung im Oktober «ist eine Wahl, die harte Elemente in die brasilianische Demokratie bringt, wie Hass und Gewalt.» Dies sagte die PT-Vorsitzende Gleisi Hoffmann dem brasilianischen Nachrichtenportal «G1» zufolge. «Die demokratischen Kräfte» des Landes müssten sich zusammentun, damit die Lage nicht eskaliert.
Sorge um Gewalt im Wahlkampf
Nachdem ein mutmasslicher Anhänger Bolsonaros kürzlich einen Funktionär der Arbeiterpartei erschossen hatte, wuchs die Sorge vor zunehmender Gewalt im Wahlkampf. Bolsonaro war im Jahr 2018 selbst Opfer einer Messerattacke geworden. Kritiker werfen ihm vor, mit aufrührerischen und falschen Behauptungen die gesellschaftliche und politische Polarisierung in Brasilien verstärkt zu haben.
Bolsonaro soll am Sonntag als Kandidat seiner Partei für die Wahl am 2. Oktober nominiert werden. Parteien und politische Bündnisse haben bis zum 15. August Zeit, ihre Kandidaten beim Obersten Wahlgerichtshof zu registrieren. Ab dem 16. August sind Wahlkampfaktivitäten offiziell erlaubt.
Luiz Inácio Lula da Silva tritt zum sechsten Mal an
Luiz Inácio Lula da Silva richtet sich nun auf sein sechstes Rennen um die Präsidentschaft ein. Zweimal gewann er – von Anfang 2003 bis Ende 2010 wurde Brasilien von ihm regiert. Mit Sozialprogrammen holte Lula Millionen Menschen aus der Armut.
Er selbst brachte es vom armen Jungen aus dem Nordosten zum Präsidenten des grössten Landes Lateinamerikas. Auch wirtschaftlich boomte Brasilien während seiner Amtszeit. Allerdings verbreitete sich in der grössten Volkswirtschaft der Region auch die Korruption weiter.
2018 wurde Luiz Inácio Lula da Silva wegen Korruption und Geldwäsche zu einer gut zwölfjährigen Haftstrafe verurteilt. Der populäre Politiker konnte deshalb 2018 nicht an der Präsidentenwahl teilnehmen, die Bolsonaro gewann. Im vergangenen Jahr hob der Oberste Gerichtshof das Urteil auf. Lula erhielt seine politischen Rechte zurück - und betrat bald darauf auch wieder die politische Bühne.