Menschenrechtler: Drei Tote nach Protesten im Senegal
Senegals Präsident verschob die Präsidentenwahlen von Februar auf Dezember, was zu Protesten führte. Drei Demonstranten kamen nun ums Leben.
Nach der Niederschlagung von Protesten gegen die Verschiebung der Präsidentenwahl im Senegal hat die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch eine unabhängige Untersuchung gefordert.
16-Jähriger tot, Journalisten angegriffen
Bei dem Einsatz der Sicherheitskräfte gegen Demonstranten seien mindestens drei Menschen getötet worden, unter ihnen ein 16 Jahre alter Junge, berichtete Human Rights Watch in Nairobi. Die Zahl der Verletzten bei den Protesten am vergangenen Freitag und Samstag wurde auf 60 beziffert. Mindestens 271 Menschen seien festgenommen worden.
Auch Journalisten seien bei der Arbeit angegriffen worden. Eine Journalistin wurde nach Angaben ihres Bruders bewusstlos geschlagen, andere als Reporter erkennbare Berichterstatter mit Tränengas beschossen und misshandelt, wie Human Rights Watch berichtete. Für Dienstagnachmittag hat die Opposition landesweit erneut zu grossen Demonstrationen aufgerufen. Manche Oppositionelle und Gegenkandidaten nannten den Vorgang einen «institutionellen Staatsstreich».
Senegal galt als funktionierende Demokratie
«Die Behörden sollten die Sicherheitskräfte unter Kontrolle halten und diejenigen zur Verantwortung ziehen, die in Misshandlungen verwickelt waren», sagte Ilaria Allegrozzi, die leitende Sahel-Forscherin von Human Rights Watch, in einem Bericht über den Polizeieinsatz in dem westafrikanischen Land. Dafür hatte die Menschenrechtsorganisation Betroffene und Augenzeugen befragt und Einblick in medizinische Unterlagen erhalten. Bereits im vergangenen Jahr haben die Sicherheitskräfte einem Human Rights Watch-Bericht zufolge exzessiv Gewalt gegen Demonstranten angewandt.
Die ursprünglich im Februar dieses Jahres anstehende Wahl war von Präsident Macky Sall zunächst vorerst abgesagt und dann auf Dezember verschoben worden. Bislang hatte Senegal als funktionierende Demokratie in einer fragilen Region gegolten. Die Verschiebung der Wahl hatte daher auch bei EU, Afrikanischer Union und der westafrikanischen Staatengemeinschaft Ecowas Besorgnis ausgelöst.