Nach 2100 Toten: In Marokko drohen weitere Erdbeben
Nach dem starken Erdbeben in Marokko könnten tückische Nachbeben weitere Gebäude zum Einsturz bringen.
Das Wichtigste in Kürze
- Das Erdbeben in Marokko kostete tausenden Menschen das Leben.
- Etliche Gebäude wurden zerstört oder sind von Nachbeben weiter bedroht.
- Offenbar liegt das auch an nicht eingehaltenen Sicherheitsmassnahmen.
In Marokko hat es am Freitagabend ein schweres Erdbeben gegeben, wie es nur selten vorkommt. Experten ordneten die Stärke dieses Erdstosses mit 6,8 auf der Richterskala ein. Ein ungewöhnlich starkes Beben für Marokko. Aber woran liegt das? Und wie hoch ist die Gefahr von tückischen Nachbeben?
In der jüngeren Geschichte gab es kein vergleichbar starkes Erdbeben. Die bisherigen schwersten Beben in Marokko waren eher schwächer Natur, wie das von 1960 in Agadir (Stärke 5,8) oder das von 2004 in al-Hoceima (Stärke 6,4).
Um ein ähnlich starkes Erdbeben in Marokko zu finden, muss man mehrere Jahrhunderte zurückblicken. Zum Beispiel auf das Erdbeben von 1624, das die Altstadt von Fes zerstörte. Allerdings wurden damals Erdbeben nicht genau mit Instrumenten gemessen, daher ist die genaue Stärke unbekannt.
Platten treffen in Marokko aufeinander
Die Gefahr von Erdbeben in Marokko ist grundsätzlich bekannt. Dort treffen die Eurasischen und Afrikanischen Erdplatten aufeinander und bewegen sich mit einer Geschwindigkeit von vier Millimetern pro Jahr aufeinander zu. Dadurch entstehen Spannungen, die sich in unregelmässigen Abständen durch Erdbeben entladen. In Marokko gibt es eine komplexe Ansammlung von Bruchzonen, und das jüngste Beben ereignete sich an der südlichsten dieser Bruchzonen.
Experten schätzen, dass es im Durchschnitt mehrere tausend Jahre dauert, bis sich Erdbeben mit einer Stärke von 6,8 in dieser Bruchzone wiederholen. Erste Analysen deuten darauf hin, dass beim letzten Beben zwei Erdkrustenblöcke entlang einer stark geneigten Fläche gegeneinander verschoben wurden, was als «Aufschiebung» bezeichnet wird.
Weitere Nachbeben könnten folgen – Häuser in Gefahr
Nach dem Hauptbeben gab es mehrere Nachbeben, darunter eines mit einer Stärke von 4,9 und ein weiteres mit 3,9. Es wird erwartet, dass weitere Nachbeben folgen können, die wochenlang anhalten. Dies stellt eine zusätzliche Bedrohung für bereits beschädigte Gebäude dar und könnte diese endgültig zum Einsturz bringen.
Obwohl in Marokko seit 2004 Bauvorschriften zum Schutz vor Erdbeben gelten, sind trotzdem Hunderte von Gebäuden eingestürzt, insbesondere in den Dörfern im Gebirge. Dies lässt darauf schliessen, dass in vielen Orten die Einhaltung dieser Vorschriften vernachlässigt wurde.