IFRC: Energie der Rettungskräfte in Marokko nahezu erschöpft
Der IFRC-Regionaldirektor äussert sich zur Lage der Erdbebenkatastrophe in Marokko. Der Bedarf an Rettungsteams ist immer noch sehr hoch.
Das Wichtigste in Kürze
- Nach Einschätzung IFRC-Regionaldirektors sind die Rettungsteams in Marokko erschöpft.
- Noch immer ist der Zugang zu allen betroffenen Ortschaften nicht möglich.
- Mehr als 300'000 Menschen fehlt es an Wasser, Nahrung, Wohnraum, Medizin und Decken.
Die Kapazitäten der Rettungskräfte in Marokko sind nach Einschätzungen von Hilfsorganisationen nahezu erschöpft. Die Teams arbeiteten seit Freitagnacht, sie hätten keine Energie mehr um weiterzuarbeiten. Das sagte der Direktor für den Nahen Osten der Internationalen Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmond-Gesellschaften (IFRC), Hossam Elsharkawi. Das Gespräch mit dem arabischen Nachrichtensender Al-Arabiya fand am Sonntag statt.
Oft kein Zugang zu betroffenen Dörfern
Noch immer sei das Ausmass der Katastrophe nicht endgültig geklärt. «Wir sprechen von mehr als 300'000 Bürgern, die Wohnraum, Nahrung, Wasser, Gesundheitsversorgung, Decken und Medikamente benötigen», so Elsharkawi.
Nach dem schweren Erdbeben vom Freitagabend würden die Bedürfnisse jeglicher Art stündlich weiter wachsen. «Noch sind nicht alle betroffenen Dörfer erreicht. Wir hören von vielen Dörfern in den Bergen, die völlig ausgelöscht wurden sind», so der IFRC-Regionaldirektor. Der Bedarf an Rettungsteams sei daher noch immer hoch.
Bisher kein internationales Hilfeersuchen seitens Marokko
Bisher gab es kein internationales Hilfeersuchen von Marokko. Deutsche Organisationen, wie das Technische Hilfswerk, haben ihre bereitgestellten Mitarbeiter daher vorerst wieder nach Hause geschickt.
Seit Samstagabend hatten Einsatzkräfte für einen möglichen Rettungseinsatz bereitgestanden, wie das THW am Sonntagnachmittag mitteilte. Zuvor hatten bereits die Hilfsorganisation I.S.A.R. Germany und der Bundesverband Rettungshunde mitgeteilt, dass sie nicht mehr mit einem Rettungseinsatz ihrer bereitstehenden Helfer in Marokko rechneten.
Nach dem verheerenden Erdbeben in Marokko ist die Zahl der bestätigten Toten auf 2122 gestiegen. Wie das marokkanische Innenministerium am Samstagnachmittag mitteilte, wurden mindestens 2421 Menschen verletzt. Rettungs- und Bergungskräfte suchen in den Unglücksgebieten weiter nach Überlebenden. Die Helfer kommen aber in den teils abgelegenen Bergregionen nur mit Mühe voran.
Das Beben vom späten Freitagabend war das schlimmste seit Jahrzehnten in Marokko. Es hatte eine Stärke von 6,8. König Mohammed VI. ordnete eine dreitägige Staatstrauer an. Laut der Weltgesundheitsorganisation WHO sind mehr als 300'000 Menschen in Marrakesch und umliegenden Gebieten von dem Unglück betroffen.