Papst fordert mehr Solidarität mit Betroffenen der Fukushima-Katastrophe
Bei einem Treffen mit Überlebenden der Tsunami- und Atomkatastrophe in Fukushima hat Papst Franziskus in Japan mehr Solidarität mit den Betroffenen gefordert.
Das Wichtigste in Kürze
- Franziskus trifft kurz vor Ende seiner Asien-Reise Katholiken in Tokio .
Einige der Überlebenden fühlten sich «vergessen» und seien nach wie vor mit Problemen wie kontaminierten Böden und den langfristigen Auswirkungen der Strahlenbelastung konfrontiert, sagte das Oberhaupt der katholischen Kirche am Montag in Tokio.
Der 82-Jährige lobte den Einsatz der Katastrophenhelfer, die Betroffenen «mit Gebeten, materieller und finanzieller Hilfe» zur Seite gestanden hätten. Dieses Engagement solle nicht im Laufe der Zeit und nach dem «ersten Schock» verschwinden, forderte Franziskus.
Papst Franziskus hielt sich in Bezug auf die Debatte um Kernenergie in Japan mit persönlichen Kommentaren zurück, sprach aber von der zunehmenden «Sorge» japanischer Bischöfe über die Nutzung der Atomenergie. Die japanische Bischofskonferenz hatte 2016 die vollständige Abschaffung von Atomkraftwerken gefordert.
Nach seinem Treffen mit den Fukushima-Überlebenden kam Franziskus in einer Kathedrale in Tokio mit hunderten Jugendlichen zusammen und rief sie dazu auf, sich ihren Mitmenschen anzuvertrauen und sich nicht zu isolieren. «Wir haben alle möglichen Geräte erfunden, aber wir können immer noch keine Selfies von der Seele machen», sagte der Papst. Unter Jubel probierte er bei der Veranstaltung ein buntes japanisches Trachtenhemd über seiner weissen Robe an.
Ein Erdbeben mit darauf folgendem Tsunami hatte am 11. März 2011 die Atomkatastrophe von Fukushima ausgelöst - den weltweit schwersten Atomunfall seit Tschernobyl 1986. Ein Tsunami zerstörte weite Teile des Landes im Nordosten, fast 16.000 Menschen kamen ums Leben. Knapp eine halbe Million Menschen flohen in den ersten Tagen aus ihren Häusern, derzeit leben noch rund 50.000 Menschen in provisorischen Wohnungen.
Seinen Appell für eine nukleare Abrüstung hat Papst Franziskus zum zentralen Thema seiner Japan-Reise gemacht. Am Sonntag besuchte er die Städte Hiroshima und Nagasaki und gedachte dort der Opfer der US-Atombombenangriffe im August 1945. Er verurteilte den Einsatz von Atomwaffen als «Verbrechen» und forderte als «Pilger des Friedens» eine weltweite atomare Abrüstung.
Am Montag wollte der Papst zudem einen Gottesdienst in einem Baseball-Stadion abhalten und Japans neuen Kaiser Naruhito treffen. Am Dienstag kommt er mit Studenten an der katholischen Sophia-Universität in Tokio zusammen, bevor er seinen Rückflug nach Rom antritt. Zur katholischen Minderheit in Japan, wo sich die meisten Menschen zum Buddhismus oder zur Shinto-Religion bekennen, zählen rund 440.000 Gläubige.