Polio-Impfkampagne im Gazastreifen: Kinderleben retten trotz Konflikt
Im Gazastreifen hat eine grossangelegte Impfkampagne gegen das Polio-Virus begonnen, um einen massiven Ausbruch der Krankheit zu verhindern.
Im Zentrum des Gazastreifens hat nach Spitalangaben eine Kampagne zur Impfung Hunderttausender Kinder gegen das Polio-Virus begonnen. Ein Spitalsprecher in Deir al-Balah sagte der Deutschen Presse-Agentur, es werde zunächst in mehreren Zentren und Schulen im zentralen Abschnitt des Küstenstreifens geimpft.
Dies betreffe auch mehrere Flüchtlingsviertel in dem Gebiet. Während der Impfkampagne, die insgesamt gut eine Woche dauert und auf andere Teile des Gazastreifens ausgeweitet werden soll, wollte die israelische Armee zeitlich und örtlich begrenzte Kampfpausen einhalten.
Gegenmassnahmen nach erstem Fall seit 25 Jahren
Kliniken, Arztpraxen und mobile Teams sollen nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) rund 640.000 Kinder im Gazastreifen gegen das hochansteckende Virus impfen, das zu den für Polio typischen Lähmungen führen kann. Üblicherweise werden zwei Impfdosen im Abstand von vier Wochen verabreicht.
Nachdem es kürzlich den ersten Fall von Kinderlähmung seit 25 Jahren in dem umkämpften Palästinensergebiet gab, soll mit der Impfkampagne ein massiver Ausbruch der Krankheit vermieden werden. Bei einer Pressekonferenz der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde im Gazastreifen war am Samstag bereits vor dem offiziellen Beginn der Kampagne einigen Kindern eine erste Impfung verabreicht worden. Die WHO sprach von einer Eröffnungszeremonie.
Kampfpausen und humanitärer Korridor
Das israelische Militär hat in der Vergangenheit mehrfach mehrstündige Pausen seiner Aktivitäten in Gebieten des Gazastreifens verkündet, meist um dort mehr Hilfslieferungen zu ermöglichen. Unklar war zunächst, ob der Fund der Leichen von sechs Geiseln im Gazastreifen durch die israelische Armee Auswirkungen auf die Ankündigungen von Kampfpausen haben würde.
Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hatte zuvor nach Angaben seines Büros betont, dass es sich bei den geplanten Kampfunterbrechungen nicht um eine Waffenruhe im klassischen Sinne handeln solle. Es würden lediglich sichere Gebiete für die Impfungen und ein humanitärer Korridor eingerichtet, den die Menschen auf dem Weg zu Impfungen ohne Gefahr passieren könnten.