Politikermord in Ecuador: Familie verklagt Regierung
Nach der Ermordung von Fernando Villavicencio (†59) in Ecuador hat seine Familie Klage eingereicht. Die Regierung hätte den Politiker besser schützen müssen.
Das Wichtigste in Kürze
- In Ecuador wurde der Präsidentschaftskandidat Fernando Villavicencio erschossen.
- Die Familie macht mangelnde Sicherheitsvorkehrungen für seinen Tod verantwortlich.
- Die Regierung weist die Vorwürfe zurück.
Die Regierung habe den 59-Jährigen nicht ausreichend geschützt, erklärte der Anwalt der Familie, Marco Yaulema, am Freitag (Ortszeit) vor Journalisten. Der unter Polizeischutz stehende Villavicencio war mehrfach bedroht worden, so Yaulema. Daraufhin hätten die Sicherheitsvorkehrungen verstärkt werden müssen.
Villavicencio «wurde von Banden bedroht und jeder wusste es», betonte der Anwalt. Der Personenschutz durch die Polizei habe versagt.
Eine Filmaufnahme des Angriffs zeige Villavicencio dabei, wie er in ein nicht gepanzertes Auto einsteigt, erklärte der Anwalt. Ein Mann stehe auf der anderen Seite des Fahrzeugs und schiesse ihm zweimal ins Gesicht und einmal in den Schädel.
Hochrangige Politiker verantwortlich?
Yaulema, trat in Begleitung des Onkels und der ältesten Tochter des Opfers vor die Presse. Er machte hochrangige Namen für den unzureichenden Schutz verantwortlich. Darunter den Präsidenten von Ecuador Guillermo Lasso, Innenminister Juan Zapata, Polizeichef Fausto Salinas und Geheimdienstchef Manuel Samaniego.
Die Regierung wies die Anschuldigungen zurück und forderte, den Fall nicht zu «politisieren», damit die Ermittlungen fortgesetzt werden können.
Villavicencio, dem gute Chancen bei der Wahl eingeräumt wurden, war am 9. August nach einer Wahlkampfveranstaltung in der Hauptstadt Quito erschossen worden. Sechs Kolumbianer mit krimineller Vergangenheit wurden festgenommen. Ein weiterer Verdächtiger kam beim Schusswechsel mit Villavicencios Leibwächtern ums Leben.
Im Kampf gegen die Mafia in Ecuador
Die Drahtzieher des Mordes an Villavicencio werden in den Reihen der Mafia vermutet. Der frühere Journalist hatte sich dem Kampf gegen Korruption in Ecuador verschrieben. Unter anderem hatte er in einem Korruptionsfall recherchiert, in den Ex-Präsident Rafael Correa verwickelt war.
In Umfragen lag er vor dem tödlichen Attentat auf Platz Zwei hinter der Kandidatin von Correas Bürgerrevolution, Luisa González. Am Sonntag findet in Ecuador die erste Runde der vorgezogenen Präsidentschaftswahl statt. Als Ersatz für Villavicencio tritt der Journalist Christian Zurita an.
Insgesamt sind acht Kandidaten im Rennen, eine mögliche Stichwahl ist für den 15. Oktober geplant. Der neue Präsident wird das Amt am 26. Oktober übernehmen und es nur anderthalb Jahre ausüben.