Recep Tayyip Erdogan will YPG und IS aus Nordsyrien vertreiben
«In den kommenden Monaten werden wir in Syrien eine Operation sehen, um es von Elementen der YPG und des IS zu säubern». Dies kündigte Erdogan an.
Das Wichtigste in Kürze
- Recep Tayyip Erdogan, Präsident der Türkei, kündigt «Säuberung» in Nordsyrien an.
- Nach dem Abzug der USA verlieren die kurdischen YPG-Kämpfer den Rückhalt.
Die Türkei will nach dem Abzug der US-Truppen aus Syrien den Norden des Landes von Kämpfern der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) und der kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG) «säubern». «In den kommenden Monaten werden wir in Syrien eine Operation sehen, um es von Elementen der YPG und des IS zu säubern», sagte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan heute Freitag in Istanbul.
Nach Gesprächen mit US-Präsident Donald Trump und den US-Sicherheitsdiensten habe er aber entschieden, «noch ein wenig länger zu warten», sagte Erdogan. Vergangene Woche hatte er angekündigt, «in einigen Tagen» eine neue Offensive gegen die syrische Kurdenmiliz zu starten. Die Ankündigung stiess in der US-Regierung auf Kritik, da auch zahlreiche US-Soldaten in Nordsyrien zur Unterstützung der YPG stationiert sind.
Erdogan telefonierte daher mehrfach mit Trump. Wie die türkische Zeitung «Hürriyet» nun berichtete, überzeugte Erdogan in einem Telefonat am Montag Trump, seine Truppen aus Syrien abzuziehen. Demnach fragte Trump in dem Gespräch, ob die Türken «die letzten IS-Elemente aufräumen werden, wenn wir aus Syrien abziehen». Erdogan habe ihm daraufhin gesagt, die Türkei habe schon mal in Nordsyrien gegen die IS-Miliz gekämpft.
«Okay, macht ihr es»
«Okay, macht ihr es», sagte Trump laut «Hürriyet» daraufhin. Anschliessend habe der US-Präsident seinen Nationalen Sicherheitsberater John Bolton angewiesen, den Truppenabzug einzuleiten. Am Mittwoch überraschte Trump dann seine Verbündeten mit der Ankündigung, alle 2000 US-Soldaten aus Syrien abzuziehen, da die IS-Miliz besiegt sei. Auch die YPG war offenbar nicht vorab über die Abzugspläne informiert.
Die USA unterstützen die Kurdenmiliz seit Jahren mit Waffen, Luftangriffen und Spezialkräften im Kampf gegen die IS-Miliz. Die Türkei protestiert seit Anbeginn gegen die Militärhilfe für die YPG-Kämpfer, die sie wegen ihrer engen Verbindungen zur Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) als Bedrohung sieht. Mit dem Abzug der US-Truppen hat die Türkei nun freie Hand für eine neue Offensive gegen die YPG in Nordsyrien.
Offenbar will die Türkei nun aber zunächst den US-Truppenabzug abwarten, der 60 bis 100 Tage dauern soll. In seiner Rede heute Freitag bestätigte Erdogan, dass der Abzug begonnen habe. Er bedauere, dass die Türkei so lange auf diese Entwicklung habe warten müssen, sagte Erdogan. Wegen der «negativen Erfahrungen» in der Vergangenheit begrüsse er die Ankündigung Trumps zum Abzug, bleibe aber «vorsichtig».