Rücktrittsforderungen im Internet nach Präsidentenrede in Ägypten
Unmut am Nil wächst: Nach einer Rede des ägyptischen Präsidenten mehren sich Stimmen, die seinen Rücktritt fordern.
Das Wichtigste in Kürze
- Immer mehr Ägypter verlangen den Rücktritt ihres Präsidenten Al-Sisi.
- Dies nachdem er sich mit kritischen Äusserungen bei der Bevölkerung unbeliebt machte.
Nach kritischen Äusserungen des ägyptischen Präsidenten Abdel Fattah al-Sisi wird in den sozialen Medien ein Schlagwort immer beliebter, das seinen Rücktritt fordert. Unter dem Hashtag «#Sisi geh weg» veröffentlichten in den vergangenen Wochen bereits Tausende Menschen Botschaften im Internet. Am Samstag erwiderte das autoritäre Staatsoberhaupt bei einer Veranstaltung in Kairo schliesslich: «Wenn ich euch aus der Armut heraushole und aus Euch eine würdige Nation mache, richtet ihr den Hashtag «#Sisi geh weg» ein.
Nach den Äusserungen flammten die Wortmeldungen im Netz mit dem entsprechenden Schlagwort wieder auf. Der Hashtag wurde zeitweise zum am häufigsten verwendeten in Ägypten. Der Unmut im Land am Nil wuchs in den vergangenen Jahren vor allem aufgrund steigender Preise. Die autoritäre Regierung Al-Sisis muss angesichts einer tiefen Wirtschaftskrise Subventionen zum Beispiel auf Treibstoff abbauen, gleichzeitig galoppiert die Inflation.
Beliebtheit von Al-Sisi angekratzt
Das kratzt an der einst enormen Beliebtheit Al-Sisis, der nach dem Sturz des Islamisten Mohammed Mursi seit 2014 an der Macht ist. Trotzdem konnte er eine gelenkte Präsidentschaftswahl im März mit 97 Prozent der abgegebenen Stimmen für sich entscheiden. Alle ernsthaften Konkurrenten hatten sich vorher allerdings unter teils dubiosen Umständen aus dem Rennen zurückgezogen.
Ex-General Al-Sisi führt das Land mit harter Hand und verfolgt die islamistischen Muslimbrüder als Terroristen. Auch gegenüber den Medien und der öffentlichen Meinungsäusserung fährt er einen harten Kurs. Zuletzt hatte das Parlament des Landes ein Gesetz verabschiedet, durch das private Webseiten, Blogs und Social-Media-Konten mit mehr als 5000 Abonnenten wie professionelle Medien behandelt werden. Damit unterliegen sie bei angeblichen Falschmeldungen hohen Strafen.