Russischer Kriegsgegner in Haft erkrankt - offener Brief an Putin
Alexej Gorinow befindet sich aufgrund seiner Aussagen zum Ukraine-Angriff in russischer Haft. Trotz starker Krankheit wird ihm ärztliche Hilfe verweigert.
Russische Ärzte haben einen offenen Brief an Kremlchef Wladimir Putin mit der Forderung nach medizinischer Behandlung für den in Haft erkrankten Kriegsgegner Alexej Gorinow veröffentlicht.
Die Verweigerung ärztlicher Hilfe verstosse gegen die russische Verfassung, heisst es in dem Brief, den bis Sonntagmittag Ortszeit mehr als 100 russische Ärzte unterschrieben haben.
Gorinow, ein Moskauer Kommunalpolitiker, ist der erste in Russland wegen Diskreditierung der russischen Armee verurteilte Kriegsgegner. Die Anwälte Gorinows berichteten zuletzt über eine drastische Verschlechterung seines Gesundheitszustands.
Schweigeminute für Opfer des Ukraine-Angriffs gefordert
Gorinow wurde 2022 zu sieben Jahren Haft verurteilt, nachdem er auf der Sitzung eines Moskauer Stadtteilparlaments eine Schweigeminute für die «Opfer der militärischen Aggression in der Ukraine» gefordert hatte. Inzwischen läuft gegen den 62-Jährigen ein weiteres Verfahren wegen «Rechtfertigung des Terrorismus», weil er mit Mithäftlingen über den Krieg gesprochen hat.
Nach Angaben seiner Anwälte leidet der chronisch Lungenkranke unter einer akuten Bronchitis. «Alexej hat nicht mal die Kraft, auf dem Stuhl zu sitzen oder zu reden. Mehrere Male ist er praktisch gestürzt.» Eine Bitte um ärztliche Behandlung habe die Gefängnisleitung verweigert, teilten die Anwälte mit.
Auch Nawalny gesundheitlich schwer angeschlagen
Auch der russische inhaftierte Oppositionelle Alexej Nawalny soll nach Angaben seiner Mitstreiter gesundheitlich schwer angeschlagen sein. Das Team hatte Alarm geschlagen, nachdem der bekannteste Gegner Putins in Russland zuletzt nicht zu Gerichtsverhandlungen per Video zugeschaltet wurde. Nawalny, der international als politischer Gefangener gilt, wurde zu 19 Jahren Straflager verurteilt.