Saudi Arabien: Fahrende Frauen sollen Wirtschaft stärken
Das Wichtigste in Kürze
- Am 24. Juni sollen Frauen in Saudi-Arabien selber Auto fahren dürfen.
- Das neue Gesetz soll der Wirtschaft des Landes zu Gute kommen.
- Die neue Regelung gilt aber ebenso als Machtdemonstration des jungen Kronprinzen Mohammed bin Salman.
«Erfolg kennt kein Geschlecht» prangt in grossen Buchstaben an der Wand von Glowork in Riad. Die Arbeitsvermittlung in Saudi-Arabien begleitet schon seit 2011 Frauen auf ihrem Weg in den Arbeitsmarkt des ultrakonservativen Landes.
Der 24. Juni soll für die Arbeit der Agentur ein Schlüsseldatum werden. In einem Monat sollen Frauen auch in der Wüstenmonarchie Auto fahren dürfen. Das Königshaus hofft durch diese und andere Reformen auf einen ökonomischen Schub, ohne den die Wirtschaft der Regionalmacht früher oder später wohl gegen die Wand fahren würde.
Einseitiges Geschäftsmodell
Tief eingebrannt hat sich das einseitige Geschäftsmodell des grössten Erdölexporteurs der Welt. Mit dem Verkauf des Rohstoffs wurde Saudi-Arabien zwar unsagbar reich, aber ruhte sich auch lange auf seinem Geld aus. Spezialisten kamen aus dem Westen, Millionen Gastarbeiter wurden für die niederen Tätigkeiten geholt. Für seine Untertanen schuf das Königshaus dabei gut bezahlte Beamtenstellen, auch wenn diese oft nicht gebraucht wurden.
Arbeitende Frauen haben dabei ein grundsätzliches Problem. «Für Fahrer geben sie bis zu 40 Prozent ihres durchschnittlichen Gehalts aus», berichtet Glowork-Managerin Ghaida Al-Mutairi, während sie durch die Glasbüros der Job-Plattform führt. Einen Grossteil des Geldes schicken die oftmals ausländischen Arbeitskräfte dann nach Hause. Eine volkswirtschaftliche «Lose-lose»-Situation.
Machtdemonstration des Kronprinzen
Für seine Reformen und die Ankündigung, Frauen das Autofahren zu erlauben, wurde vor allem der junge Kronprinz Mohammed bin Salman weltweit gelobt. Doch über dem nahenden historischen Datum liegt seit wenigen Tagen auch ein Schatten. Einige der prominentesten Autofahr-Aktivisten der vergangenen Jahre und Jahrzehnte wurden in der vergangenen Woche festgenommen. Ihnen wird vorgeworfen, den inneren Frieden des Landes zu gefährden.
Der Zeitpunkt scheint paradox. Aber Experten gehen davon aus, dass der 32-jährige Thronfolger klar machen will, dass der Wandel im Königreich von ihm allein ausgeht - nicht von Aktivisten. Die Liberalisierungen sollen demnach in erster Linie seinem Machtkalkül und wirtschaftlichen Konzept dienen.