Schulstart ohne Millionen von Mädchen in Afghanistan
Ältere Mädchen in Afghanistan dürfen das vierte Jahr in Folge nicht zur Schule gehen. 2,2 Millionen Mädchen sind laut Unicef von dem Verbot betroffen.

In Afghanistan hat das neue Schuljahr begonnen – doch für ältere Mädchen bleiben die Klassen das vierte Jahr in Folge geschlossen. Unter den regierenden islamistischen Taliban ist Bildung für Mädchen ab der siebten Klasse untersagt. Laut dem UN-Kinderhilfswerk Unicef sind in dem Land 2,2 Millionen Mädchen von dem Schulverbot betroffen.
Die Konsequenzen seien für afghanische Mädchen und das ganze Land katastrophal, sagte Unicef-Exekutivdirektorin Catherine Russell. Das Verbot habe negative Auswirkungen auf das Gesundheitssystem, die Wirtschaft und die Zukunft der Nation.
In der Vergangenheit hatte es von den Taliban geheissen, Bildung für ältere Mädchen lediglich aussetzen zu wollen, bis nicht näher genannte Bedingungen dafür geschaffen seien. Bislang wurde in dieser Richtung allerdings nichts unternommen.
Anfang dieses Jahres kritisierte der stellvertretende Aussenminister der Taliban, Mohammad Abbas Staniksai, das Bildungsverbot als unislamisch.
Das Ende von Mädchenträume
Die 14-jährige Parwana aus der Stadt Herat wollte eigentlich Ärztin werden, erzählt sie der Deutschen Presse-Agentur. Nun könne sie seit zwei Jahren keine Schule mehr besuchen «Ich bin sehr traurig, dass ich meinen Wunsch und den meiner Familie nicht erfüllen kann». Um sich von ihrer Einsamkeit und Trauer abzulenken, besuche sie einen Nähkurs.
Einige private Lehrinstitute bieten Mädchen und Frauen Kurse in einzelnen Fächern, meistens Fremdsprachen, an. Diese sind für viele ehemalige Schülerinnen und Studentinnen eine der letzten Möglichkeiten, zumindest im begrenzten Rahmen lernen zu können, ersetzen jedoch keine formale Schulbildung.
«Wenn diesen fähigen, aufgeweckten jungen Mädchen weiterhin eine Ausbildung verweigert wird, dann werden die Auswirkungen über Generationen hinweg zu spüren sein», warnte Russell.