So wichtig ist Diktatoren wie Lukaschenko ihr Schnauz
Seit zwei Wochen protestieren die Menschen in Weissrussland gegen Diktator Lukaschenko. Doch er bleibt stur. Was sein markanter Schnauz damit zu tun hat.
Das Wichtigste in Kürze
- Seit rund zwei Wochen halten die Proteste gegen Präsident Lukaschenko in Belarus an.
- Die Opposition wirft ihm Wahlfälschung vor, sodass die EU die Wiederwahl nicht anerkennt.
- Was hat eigentlich sein markanter Schnauz damit zu tun?
Nach der Wiederwahl des weissrussischen Präsidenten Alexander Lukaschenko kommt das Land nicht zur Ruhe. Seit rund zwei Wochen wird in Belarus immer wieder protestiert und gestreikt.
Die Opposition wirft ihrem Langzeit-Präsidenten massive Wahlfälschung vor. Nach Angaben der Wahlkommission hatte Lukaschenko die Präsidentenwahl anfangs August mit rund 80 Prozent der Stimmen gewonnen. Nun fordern sie den Rücktritt des Diktators und ein Ende von Willkür und Polizeigewalt.
1994 wird Lukaschenko zum Präsidenten Weissrusslands - mit Schnauz
Doch Lukaschenko, der sich bereits in seiner sechsten Amtszeit befindet, bleibt stur. Zum jetzigen Zeitpunkt werde es keine Neuwahlen geben, bekräftigte der «letzte Diktator Europas» kürzlich. Die Wahl habe stattgefunden und das Ergebnis stehe fest.
Einsicht klingt anders. Der heute 65-Jährige wurde bereits vor 26 Jahren demokratisch zum Präsidenten Weissrusslands gewählt. Mittlerweile scheint ein Wechsel an der Spitze längst überfällig.
Was in all den Jahren geblieben ist, ist Lukaschenkos markanter Schnauz. Und dieser symbolisiert mehr, als auf den ersten Blick ersichtlich ist.
Ein Schnauz nach Vorbild Hitler oder Stalin
Ein Schnauz, der an Stereotypen wie Stalin, Kaiser Wilhelm oder Hitler erinnert. Der Unterschied? In dieser Zeit war diese Art von Schnauz modern und wurde nicht nur von Diktatoren getragen.
Lukaschenko setzt aber auch viele Jahrzehnte später auf markantes Barthaar an der Oberlippe. Bloss dummer Zufall? Nicht ganz, meint zumindest Katja Rost, Professorin für Soziologie an der Universität Zürich.
«Ich glaube, viele Diktatoren orientieren sich an diesem Führungsstereotypen und möchten durch ihr Aussehen diese Assoziation beim Betrachter verstärken.» Damit erfolge eine implizite Übertragung der Eigenschaften des Führungsstereotyps «charismatischer Diktator» auf die Person.
Führungseigenschaften werden aufs Äussere transportiert
Das Aussehen sei sowieso ein Statusmerkmal - und zwar für uns alle. Im Falle der Diktatoren zeige sich das noch deutlicher: «Sie zeigen sich gern in Uniform, um ihre soziale Rolle, die sie als Führungsperson haben, zu verstärken.» Zu dieser Uniform gehöre oft auch ein Bart. Dieser habe etwas typisch männliches, da ihn Frauen nicht haben können.
«Oft sind Diktatoren ja auch sehr patriarchalisch», meint Rost. Dies liege unter anderem daran, dass die Führungseigenschaften eines Diktators typisch männlich assoziierte Merkmale sind. «Dazu gehört Durchsetzungs- und Führungsstärke, Selbstsicherheit, Emotionslosität.»
Laut der Professorin transportiere das Äussere dann diese Eigenschaften. Und diese mixen einen gefährlichen Cocktail. «Alle Diktatoren sind Narzisten - dies bestätigt die Forschung», sagt Rost. Zudem würden sie allesamt an Selbstüberschätzung leiden, also Hubris. «Das ist gefährlich, da hier oft nachteilige Folgen für das Land resultieren.»