Sorge um Erdbeben-Vermisste in Bangkok und Myanmar
Nach dem verheerenden Erdbeben von Myanmar setzen in Südostasien Rettungskräfte die Such- und Bergungsarbeiten fort – und finden weitere Leichen.

Zuletzt sprach das Staatsfernsehen von rund 1.700 Toten und etwa 3.400 Verletzten. 300 Menschen wurden noch vermisst. Doch die regierende Militärjunta rechnet damit, dass die Opferzahl noch weiter steigen könnte.
In Thailands Hauptstadt Bangkok, wo das starke Beben ebenfalls deutlich zu spüren war, erhöhte sich die Zahl der Toten laut offiziellen Angaben auf mindestens 1783 weitere Menschen gelten in Bangkok als vermisst.
Suche unter Hochhaus-Trümmern geht weiter
Intensiv suchten Rettungskräfte in Bangkok vor allem im Schuttberg eines Hochhauses, das sich noch im Bau befand, als es bei der Erdbebenkatastrophe vom Freitag einstürzte.
Den Rettungskräften und Menschen, die vor der Unglücksstelle auf Nachrichten über ihre vermissten Angehörigen warteten, machte die enorme Hitze auf dem Asphalt schwer zu schaffen. In der Stadt herrschten hohe Temperaturen bei gleichzeitig hoher Luftfeuchtigkeit.

Die Bergungsteams vermuten in den Trümmern weitere Verschüttete. Zehn Tote wurden allein dort bereits bestätigt. Medienberichten zufolge werden mehrere Dutzend noch vermisst. Die Helfer kämpfen gegen die Zeit.
Mit Spürhunden suchen sie nach weiteren Überlebenden. Am Samstag hatten sie Lebenszeichen unter den Trümmern vernommen.
Auch wenn das Beben das Hochhaus in Bangkok letztlich zum Einsturz brachte: Die thailändischen Behörden haben mittlerweile eine Untersuchung eingeleitet, um zu ermitteln, wie es so weit kommen konnte, wie die «Bangkok Post» berichtete.
Appell an Touristen
Die Behörden des Landes versuchen unterdessen, den Touristen und erwarteten Urlaubern wieder ein Gefühl von Sicherheit zu vermitteln. Wie die Regierung auf der Online-Plattform X mitteilte, läuft der Betrieb in Hotels wie gewohnt weiter, Veranstaltungen finden statt und an Sehenswürdigkeiten wurden keine Schäden festgestellt.

Zudem kehrten laut Flughafenbetreiber sechs internationale Airports – darunter in Bangkok und auf der beliebten Urlaubsinsel Phuket – nach den erdbebenbedingten Überprüfungen wieder in den Normalbetrieb zurück.
Immer noch zahlreiche Nachbeben
Die schweren Erdstösse mit Epizentrum in Myanmar am Freitag waren über die Grenzen des Landes hinaus spürbar. Das kräftigste Beben ereignete sich nahe Mandalay, der zweitgrössten Stadt Myanmars, mit einer Stärke von 7,7.
Ein paar Minuten später folgte etwas südlich davon ein weiteres starkes Erbeben – das Geoforschungszentrum in Potsdam (GFZ) und die US-Erdbebenwarte (USGS) meldeten hier eine Stärke von 6,5 beziehungsweise 6,7.
Auch in Teilen von China und Vietnam waren die grossen Beben deutlich zu spüren. Selbst zwei Tage nach dem Auftreten der Naturgewalt ereigneten sich immer noch zahlreiche Nachbeben, am Sonntag etwa mit Stärke 5,1 nördlich von Mandalay in Myanmar in rund 10 Kilometern Tiefe.
Zahlreiche Tote in Myanmar
Aus dem besonders betroffenen Myanmar dringen nur wenige Informationen nach aussen. Experten befürchten, dass weit mehr Menschen ums Leben gekommen sein könnten. Die Lage in dem Land ist dramatisch.
Wie auf Fotos zu sehen ist, sind etliche Häuser in sich zusammengebrochen und Brücken eingestürzt. Ein Krankenhaus im Bundesstaat Shan wurde völlig zerstört. In der Hauptstadt Naypyidaw stürzte der Flugverkehrskontrollturm auf dem internationalen Flughafen ein. Dabei kamen mindestens sechs Menschen ums Leben.

Die Opposition in Myanmar kündigte eine einseitige Kampfpause für die Zeit der Rettungsarbeiten an. Jegliche Angriffe würden für zwei Wochen ausgesetzt, erklärte die Nationale Einheitsregierung (NUG), jene demokratische Schattenregierung, die sich nach dem Militärputsch von 2021 als Alternative zur regierenden Junta gebildet hatte. Ausgenommen seien allerdings «Verteidigungshandlungen», hiess es.
Medienberichten zufolge setzte die Militärjunta auch kurz nach den Erdstössen ihre Angriffe gegen Rebellengruppen fort. Der UN-Sonderberichterstatter für Myanmar, Tom Andrews, forderte von der Junta im Gespräch mit der britischen BBC eine Unterbrechung aller Militäroperationen.
Hunderte Häuser in China beschädigt
In China, einem Nachbarstaat Myanmars und einer der wenigen Verbündeten des Bürgerkriegslandes, hatte das Erdbeben die südwestliche Provinz Yunnan mit am stärksten getroffen.
In der Stadt Ruili, die rund 300 Kilometer vom Epizentrum in Myanmar entfernt liegt, wurden laut Staatsmedien fast 850 Häuser beschädigt. Zwei Menschen wurden dort verletzt. Die Behörden prüften den Angaben zufolge nach dem Beben den Zustand von Wasserschutzprojekten und Strom-Anlagen.
Hilfe aus dem Ausland läuft an
Besonders für das vom Bürgerkrieg geschundene Myanmar lief nach dem Beben Hilfe aus dem Ausland an. Aus Deutschland schickte der Hilfsdienst Malteser International ein Nothilfeteam in die betroffenen Gebiete. Das katholische Hilfswerk Misereor stellt 150.000 Euro Nothilfe zur Verfügung.
Geld kam auch aus China, das umgerechnet rund 12,7 Millionen Euro bereitstellt. Ausserdem schickte die Kommunistische Partei Chinas ein Rettungsteam des Katastrophenschutzes mit Spezialgeräten nach Myanmar. Der Nachrichtenagentur Xinhua zufolge befreite ein chinesisches Team einen Mann in Naypyidaw nach 40 Stunden aus den Trümmern eines Krankenhauses.
Russland schickte eine Sondermaschine mit 50 Rettungskräften und einer mobilen Krankenstation an Bord nach Myanmar, wie das Zivilschutzministerium in Moskau mitteilte. Auch die thailändische Regierung teilte mit, trotz eigener Betroffenheit Spezialteams nach Myanmar geschickt zu haben.
Indien, das im Westen an Myanmar grenzt, schickte per Flugzeug 15 Tonnen Hilfsmaterialien wie etwa Zelte, Decken, Generatoren und Arzneien in der Stadt Yangon gelandet, teilte das Aussenministerium in Neu-Delhi mit. Begleitet wurde die Lieferung demnach von Rettungskräften und einem medizinischen Team.