Sorge um Waffenruhen in Nahost – Trump mit drastischer Idee
Die Waffenruhen im Gazastreifen und im Libanon wackeln. Beide Seiten werfen sich Vertragsbruch vor. Donald Trump reagiert mit einer drastischen Idee.
Das Wichtigste in Kürze
- Israel und die Hamas werfen sich gegenseitig Vertragsbruch vor.
- Die Waffenruhe in Gaza und Libanon steht daher auf wackligen Beinen.
- Donald Trump will derweil den gesamten Gazastreifen «säubern».
Israel wirft der Hamas in Gaza nach der Freilassung von vier israelischen Soldatinnen einen Verstoss gegen die Vereinbarungen vor. Eigentlich hätten zuerst Zivilistinnen freikommen sollen.
Auf der anderen Seite belässt Israel im Libanon auch nach dem heutigen Ablauf einer 60-Tage-Frist Truppen. Die libanesische Armee rücke nicht schnell genug nach.
Derweil sprach sich US-Präsident Donald Trump dafür aus, den verwüsteten Gazastreifen zu räumen. Die dort lebenden Palästinenser sollen in arabischen Ländern untergebracht werden.
Trump will das Gebiet «gründlich säubern»
Er wolle, dass Ägypten und Jordanien Menschen aufnähmen, sagte Trump an Bord der Regierungsmaschine Air Force One laut mitreisenden Journalisten.
Man spreche von anderthalb Millionen Menschen, «und wir säubern das Gebiet einfach gründlich», sagte Trump. Zugleich gab Trump die von seinem Vorgänger Joe Biden zurückgehaltene Lieferung von 2.000-Pfund-Bomben an Israel frei.
Das Weisse Haus bestätigte in Washington entsprechende Berichte.
Trump liefert schwere Bomben an Israel
«Viele Dinge, die von Israel bestellt und bezahlt, aber von Biden nicht verschickt wurden, sind nun auf dem Weg!», schrieb Trump auf Truth Social.
Im vergangenen Jahr hatte die US-Regierung von Biden eine Lieferung der schweren Bomben gestoppt. Sie befürchtete, die Waffen könnten in bewohnten Gebieten im abgeriegelten Gazastreifen eingesetzt werden.
Aus Sorge vor einem Kollaps der Waffenruhe gingen in Israel erneut Tausende Menschen auf die Strasse.
Sie forderten die Regierung von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu auf, das Abkommen mit der Hamas vollständig umzusetzen. Damit alle rund 90 verbliebenen Geiseln freikommen.
Auf Plakaten bei den Kundgebungen war unter anderem «Stoppt den Krieg» und «Lasst keine Geiseln zurück» zu lesen. Ob die Kämpfe jedoch dauerhaft beendet werden, hängt von den weiteren Verhandlungen ab, die in Kürze beginnen sollen.
Trump: Gaza ist Abrissbrache
Netanjahu hatte am Vorabend der seit Sonntag geltenden Waffenruhe bekräftigt, Israel werde bei einem Scheitern der Verhandlungen die Kämpfe wiederaufnehmen. Man wolle alle Kriegsziele durchsetzen, darunter die Zerschlagung der Hamas.
Israel habe das Recht dazu und US-Präsident Trump unterstütze das, sagte er. In Israel gibt es viele Rechtsextreme, die eine Wiederbesiedlung des weitgehend zerstörten Gazastreifen fordern.
Die UN betrachten ihn noch immer als israelisch besetztes Gebiet, weil Israel dort die Kontrolle ausübe.
Der Gazastreifen sei buchstäblich eine Abrissbrache. Fast alles werde abgerissen, und die Menschen stürben dort, sagte Trump laut den mitreisenden Journalisten.
Also würde er lieber mit einigen arabischen Nationen zusammenarbeiten und an einem anderen Ort Wohnungen bauen. Dort könnten die Palästinenser vielleicht zur Abwechslung in Frieden leben. Es könnte vorübergehend oder langfristig sein, sagte er auf eine entsprechende Frage.
Im Laufe der Jahrhunderte habe es dort viele Konflikte gegeben. Irgendetwas müsse geschehen, sagte er. Er habe bereits mit König Abdullah II. von Jordanien gesprochen und ein sehr gutes Gespräch gehabt.
Jordanien habe bei der Unterbringung von Palästinensern erstaunliche Arbeit geleistet. Er habe dem König gesagt, er würde sich freuen, wenn er noch mehr übernehmen würde.
Trump sehe sich gerade den gesamten Gazastreifen an, und es sei ein echtes Chaos, sagte er. Er wolle in Kürze mit Ägyptens Präsidenten Abdel-Fattah al-Sisi sprechen. Er wolle, dass auch Ägypten Menschen aufnehme.
Israel wirft der Hamas Verstoss gegen Geisel-Deal vor
Israel warf derweil der Hamas vor, mit der erfolgten Freilassung von vier Soldatinnen gegen das Abkommen verstossen zu haben. Demnach hätte die Hamas zunächst zivile weibliche Geiseln freilassen müssen. Eine hätte am Samstag freikommen müssen.
Solange sie nicht freigelassen werde, werde man Palästinensern die Rückkehr in den Norden Gazas nicht erlauben, hiess es. Die Hamas übte prompt Kritik an dieser Entscheidung Israels.
Im Libanon behält Israel derweil auch nach der heute ablaufenden 60-tägigen Frist weiter Truppen in Teilen des Südens des Nachbarlandes. Die Hisbollah-Miliz hatte jüngst vor einem verzögerten Abzug der israelischen Armee gewarnt.
Sie sprach von einem Bruch der Vereinbarung. Die Hisbollah soll sich dem Waffenruhe-Abkommen nach hinter den Litani-Fluss, etwa 30 Kilometer nördlich der Landesgrenze, zurückziehen. Libanons Armee soll dabei die Einhaltung des Deals überwachen und eine Rückkehr der Miliz verhindern.
Macron fordert Einhaltung der Waffenruhe-Auflagen im Libanon
Der Libanon habe seinen Teil der Vereinbarung jedoch bisher nicht vollständig umgesetzt, teilte das Büro von Israels Regierungschef Netanjahu mit. Das Abkommen sei aber so formuliert, dass eine Verlängerung für den Abzug der israelischen Armee möglich sei.
Der französische Präsident Emmanuel Macron telefonierte derweil mit dem libanesischen Präsidenten Joseph Aoun. Macron forderte alle Parteien auf, die eingegangenen Verpflichtungen für die Waffenruhe «so schnell wie möglich» zu erfüllen.