Sri Lanka: Demonstranten setzen Dutzende Häuser in Brand
Der Inselstaat Sri Lanka schlittert immer tiefer in die Krise. Die Wirtschaftskrise dauert an - und sorgt für gewaltsame Proteste.
Das Wichtigste in Kürze
- Auf Sri Lanka hat die Armee protestierende Regierungskritiker abgehalten, die Residenz des zurückgetretenen Premierministers Mahinda Rajapaksa zu stürmen.
Sie setzen dazu in der Nacht auf Dienstag Tränengas ein und gaben Warnschüsse ab, wie die Polizei des Inselstaats südlich von Indien mitteilte. Insgesamt wurden im Zuge der Proteste mehr als 70 Häuser und Büros von Mitgliedern der Familie des Premiers und des Präsidenten Gotabaya Rajapaksa, seines Bruders, sowie von ehemaligen Ministern und Parlamententsabgeordneten angezündet. Sie brannten komplett nieder. Überdies seien mehr als 150 Fahrzeuge beschädigt worden.
Der Premier habe seine Residenz verlassen, hiess es. Er war am Montag inmitten von Anti-Regierungsprotesten angesichts der schlimmsten Wirtschaftskrise seit Jahrzehnten zurückgetreten. In dem Staat mit etwa 22 Millionen Einwohnern mangelt es an Treibstoff, Lebensmitteln und Medikamenten. Dem hoch verschuldeten Land fehlt das Geld für Importe.
Wirtschaftskrise sorgt für soziale Unruhen
Der Rücktritt hat viele Protestierende allerdings nicht besänftigt. Sie fordern weiter auch den Rücktritt des Präsidenten. Kurz vor dem Rücktritt stiessen Anti-Regierungsdemonstranten und Anhänger der Regierung am Montag zusammen.
Es gab nach Polizeiangaben seit Montag mindestens sechs Tote, mehr als 200 Verletzte wurden in ein Krankenhaus gebracht. Anschliessend verkündete das Verteidigungsministerium eine Ausgangssperre und forderte die Menschen auf, vorerst zu Hause zu bleiben. Ausnahmen gebe es nur für Menschen in unverzichtbaren Berufen, etwa im Gesundheitssektor, in der Telekommunikation, in den Medien oder im Export, hiess es.
Am Dienstag nun sollen sich Abgeordnete im Parlament treffen, um einen neuen Premierminister zu bestimmen. Mit dem Rücktritt des Regierungschefs verloren auch alle Minister ihre Posten. Wenn ein neuer Premierminister bestimmt ist, soll der Präsident neue Minister auswählen. Diese sollen dann eine Übergangsregierung stellen.
Sri Lankas Regierung bezahlt ihre hohen Schulden vorerst nicht zurück und will diese umstrukturieren. Das Land steht in Gesprächen mit dem Internationalen Währungsfonds (IWF) und hofft auf weitere finanzielle Hilfe aus China und Indien.