Passagierjet mit 157 Menschen in Äthiopien abgestürzt - keine Überlebenden
Eine Passagiermaschine mit 157 Menschen an Bord ist am Sonntag kurz nach dem Start in Äthiopiens Hauptstadt Addis Abeba abgestürzt.
Das Wichtigste in Kürze
- Pilot meldete Probleme und wollte umkehren - Insassen aus 32 Ländern an Bord.
Es gebe keine Überlebenden, teilte die Fluggesellschaft Ethiopian Airlines mit. Der Pilot habe kurz nach dem Start von Flug ET302 Richtung Nairobi Probleme gemeldet. An Bord der Boeing 737 seien Staatsbürger von 32 Ländern gewesen. Ob auch Deutsche darunter waren, war zunächst unklar.
Der Start vom Flughafen Addis Abeba erfolgte bei gutem Wetter. Der Airline zufolge brach der Kontakt mit der Maschine sechs Minuten nach dem Abheben gegen halb neun am Sonntagmorgen ab. Zu diesem Zeitpunkt habe sich die Maschine nahe der Stadt Bishoftu befunden. Der Pilot habe «Probleme» gemeldet und um Erlaubnis zur Rückkehr nach Addis Abeba gebeten. Dafür habe er grünes Licht bekommen.
Ein AFP-Reporter berichtete von einem tiefen Krater an der Unglücksstelle. Flugzeugteile und persönliche Gegenstände der Passagiere lagen weit verstreut. Rettungskräfte bargen menschliche Überreste aus dem Flugzeugwrack.
Vor Ort waren Polizisten, Soldaten und ein Ermittlungsteam der Behörde für zivile Luftfahrt. Die Airline kündigte an, Mitarbeiter zum Unglücksort zu entsenden. Auch ein Informationszentrum und eine Hotline für Angehörige wurden eingerichtet.
Bundesaussenminister Heiko Maas (SPD) erklärte, die deutsche Botschaft in Addis Abeba stehe in Kontakt mit den äthiopischen Behörden, um zu klären, ob auch Deutsche betroffen seien.
Das Unglück ereignete sich am Vortag einer grossen Jahresversammlung des UN-Umweltprogramms in Nairobi. Möglicherweise waren Teilnehmer des Treffens an Bord. Ethiopian Airlines unterhält eines der grössten Streckennetze in Afrika und bringt viele Passagiere aus Europa und Asien über das Drehkreuz Addis Abeba in andere afrikanische Länder.
Die Absturzursache war zunächst unklar. Das Flugzeug selbst war neu - Medienberichten zufolge hatte Boeing die Maschine erst im November an Ethiopian Airlines ausgeliefert.
In Nairobi warteten in der Ankunftshalle des internationalen Flughafens Jomo Kenyatta Angehörige und Kollegen von Passagieren der Unglücksmaschine. «Ich hoffe noch immer, dass alles gut ist, weil ich seit dem Morgen auf meine Schwester warte und uns noch nichts gesagt worden ist», sagte Peter Kimani rund eine Stunde nach der für 10.35 Uhr geplanten Landung.
Khalid Ali Abdulrahman erhielt indes gute Nachrichten: Kurz nach dem Absturz habe sein Sohn ihn angerufen und ihm mitgeteilt, dass er nicht an Bord gegangen sei. Die Chinesin Hannah sagte: «Ich warte auf meinen Kollegen, ich hoffe das Beste.»
Äthiopiens Regierungschef Abiy Ahmed sprach den Angehörigen der Opfer sein Mitgefühl aus. Kenias Staatschef Uhuru Kenyatta zeigte sich «betrübt» und erklärte, er bete für die Angehörigen der Opfer. Der Kommissionspräsident der Afrikanischen Union (AU), Moussa Faki Mahamat, zeigte sich «vollkommen schockiert und ungemein traurig».
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) liess über Vizeregierungssprecherin Martina Fietz erklären, die Nachricht sei bestürzend. Ihr Mitgefühl gelte den Angehörigen der Opfer.
Der US-Flugzeugbauer Boeing zeigte sich «zutiefst betrübt» und kündigte an, bei den Ermittlungen technische Unterstützung zu leisten.
Ethiopian Airlines gehört zu hundert Prozent dem äthiopischen Staat. In den vergangenen Jahren ist die Fluglinie auf Expansionskurs gegangen. Mit einer Flotte von mehr als hundert Maschinen ist sie die grösste auf dem afrikanischen Kontinent.
Die Boeing 737-800MAX ist der gleiche Flugzeugtyp wie der von der indonesischen Gesellschaft Lion Air, der im Oktober nach dem Start in Jakarta abgestürzt war. Alle 189 Menschen an Bord kamen ums Leben.
Zuletzt war ein Passagierflugzeug der Ethiopian Airlines 2010 in einen schweren Unfall verwickelt, als eine Boeing 737-800 nach dem Start im Libanon explodierte - 90 Menschen kamen ums Leben.