Tonnen kleinster Plastikteilchen verschmutzen Strände in Sri Lanka
Mehr als eine Woche nach dem Ausbruch eines Feuers auf einem Containerschiff vor der Westküste Sri Lankas sind gigantische Mengen an winzigen Plastikteilchen und verkohlte Trümmer angespült worden.
Das Wichtigste in Kürze
- Granulat stammt von brennendem Containerschiff.
Tonnenweise Plastikgranulat vermischt mit Öl und anderen Überresten bedeckten am Freitag Strände nahe der Hauptstadt Colombo. Nach Marineangaben war der Brand weitgehend unter Kontrolle, die Gefahr eines Auseinanderbrechens des Schiffs habe sich verringert.
Im Urlaubsort Kalutara 43 Kilometer südlich von Colombo wurden am Freitag Millionen Plastikkügelchen angespült. Bereits am Vortag hatte die Masse den Strand Negombo rund 40 Kilometer nördlich von Colombo erreicht. Mit Schaufeln und Baggern versuchten tausende Soldaten in Schutzanzügen, den Schmutz fortzuschaffen. Am Horizont waren schwarze Rauchschwaden des brennenden Containerschiffs «X-Press Pearl» zu sehen, das vor dem Hafen von Colombo ankert.
Bei den angespülten Plastikteilchen handelt es sich um Polyäthylen-Pellets aus mindestens acht Containern, die am Dienstag von Bord des Schiffes gefallen waren. Insgesamt hatte das Schiff, auf dem am 20. Mai ein Feuer ausgebrochen war, nach offiziellen Angaben mindestens 28 Container mit diesen Kleinstteilen geladen. Die Plastikkügelchen werden als Rohmaterial in der Verpackungsindustrie genutzt.
Das in Singapur registrierte Containerschiff hatte insgesamt fast 1500 Container geladen. Es transportierte neben 25 Tonnen Salpetersäure auch 278 Tonnen Schweröl und 50 Tonnen speziellen Kraftstoff für Schiffe. Angesichts der Ladung herrscht in Sri Lanka Angst vor einer verheerenden Ölpest, sollte das Schiff infolge des Brands auseinanderbrechen.
Dazu sagte der Chef der Marine Sri Lankas, Nishantha Ulugetenne, am Freitag vor Reportern in Colombo, der Brand auf dem 186 Meter langen Schiff sei weitestgehend unter Kontrolle. Die Gefahr eines Auseinanderbrechens des Schiffs habe sich verringert. Allerdings sei nicht bekannt, wieviel Öl sich noch im Schiff befinde.
Die Meeresschutzbehörde Mepa erklärte, eine Ölpest sei eine grosse Bedrohung, aber auch die Plastikteilchen könnten riesigen Schaden anrichten. «Sri Lanka ist eines der Länder mit der grössten biologischen Vielfalt in Asien und diese Art von Plastikverschmutzung, insbesondere durch Mikroplastik, kann langfristige Auswirkungen haben», sagte die Mepa-Vorsitzende Dharshani Lahandapura. «Mikroplastik ist bereits ein Problem in den Weltmeeren, und diese Katastrophe hier macht es für uns noch schlimmer.»
Die Regierung erklärte eine 80-Kilometer-Zone vor der Küste als Sperrzone für die Fischerei. Die Besitzer von 5600 Booten würden für ihre Ausfälle entschädigt, sagte Fischereiminister Kanchana Wijesekera und betonte, die derzeit auf Märkten angebotenen Meeresfrüchte seien sicher für den Verzehr.
Das Feuer war am 20. Mai ausgebrochen, als das Schiff auf die Einfahrt in den Hafen von Colombo wartete. Grund war vermutlich ein undichter Salpetersäure-Behälter. Die 25 Besatzungsmitglieder konnten in Sicherheit gebracht werden. Bei der Bekämpfung des Brandes helfen auch vier indische Schiffe. Ein Flugzeug der indischen Küstenwache überprüft, ob sich ein Ölfilm bildet. Dies sei bislang nicht der Fall, teilte die Besatzung mit.
Im vergangenen September war vor Sri Lanka der Riesentanker «New Diamond» in Brand geraten und hatte eine Ölpest verursacht. Die Löschung des Brandes auf dem Schiff, das mehr als 270.000 Tonnen Rohöl und 1700 Tonnen Diesel an Bord hatte, dauerte mehr als eine Woche. Die Regierung verklagte die Besitzer wegen der Ölpest im Indischen Ozean auf Schadenersatz.