Zwölf Tote in UN-Einrichtung im Gazastreifen

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Israel weist Vorwürfe zurück, wonach zwei Panzergranaten ein Flüchtlingslager im Gazastreifen getroffen haben sollen. Der Überblick.

Chan Junis
Viele palästinensische Familien verlassen Chan Junis und suchen an anderen Orten Schutz. - Mohammed Talatene/dpa

Während die Verhandlungen über eine mögliche Waffenruhe im Gazastreifen nur langsam vorangehen, fallen den andauernden Kämpfen immer weitere Menschen zum Opfer. Bei einem Brand in einer Einrichtung des UN-Palästinenserhilfswerks UNRWA kamen nach Angaben der Vereinten Nationen zwölf Menschen ums Leben.

Das Trainingszentrum im Gazastreifen in der Stadt Chan Junis sei bei Kämpfen von zwei Panzergeschossen getroffen worden, teilte der Gaza-Direktor des Hilfswerks, Thomas White, auf der Plattform X (vormals Twitter) mit. Demnach hatten in der Einrichtung rund 800 Vertriebene Schutz gesucht. Neben den Toten gebe es 75 Verletzte. Nun stünden Gebäude in Flammen, erklärte White.

Die US-Regierung äusserte sich in einer Mitteilung «sehr besorgt» über den Beschuss. «Wir kennen zwar noch nicht alle Einzelheiten des Geschehens und werden weiterhin nach weiteren Informationen über die heutigen Vorfälle suchen, aber der Verlust jedes unschuldigen Lebens ist eine Tragödie», sagte die Sprecherin des Nationalen Sicherheitsrats, Adrienne Watson.

White schrieb nicht, wer die Einrichtung seiner Einschätzung nach angegriffen hatte. Augenzeugen sagten der dpa, der Brand sei durch israelische Bombardierungen verursacht worden. Israels Armee teilte auf Anfrage mit, sie schliesse derzeit aus, dass der Vorfall auf einen israelischen Luft- oder Artillerieangriff zurückzuführen sei.

Eine Untersuchung laufe. Die Armee prüft demnach auch, ob es sich um einen Beschuss der Hamas handeln könnte.

Verhandlungen: Weiterhin Kluft zwischen Israel und Hamas

Mehrere Medien berichteten zuletzt über Hoffnungen auf einen weiteren Deal zur Freilassung von Geiseln im Gegenzug für palästinensische Häftlinge und eine längere Feuerpause. Ein israelischer Repräsentant sagte laut der Nachrichtenseite «ynet» jedoch, die Kluft zwischen den Verhandlungspositionen Israels und der islamistischen Hamas sei noch sehr gross.

«Man darf niemandem Illusionen machen, es wird noch sehr lange dauern», sagte er. Die Hamas habe ein Angebot Israels für einen neuen Geiseldeal abgelehnt, berichtete der israelische Sender Kan.

Während einer einwöchigen Waffenruhe Ende November hatte die Hamas 105 Geiseln freigelassen. Im Gegenzug entliess Israel 240 palästinensische Häftlinge aus Gefängnissen.

Israelische Frauen fordern Freilassung der Geiseln

Tausende Frauen forderten bei Demonstrationen in Israel eine rasche Vereinbarung zur Freilassung der Geiseln. Die Veranstalterinnen hatten einen landesweiten «Tag des Zorns» ausgerufen. Die Demonstrantinnen blockierten in Tel Aviv, Haifa, Jerusalem und anderen Städten Strassen und Kreuzungen. «Genug mit dem Blutvergiessen, wir wollen einen Deal auf dem Tisch», stand auf einem Schild der Demonstrantinnen.

Huthi-Miliz greift erneut Containerschiff an

Derweil hat die jemenitische Huthi-Miliz nach Angaben des US-Militärs erneut ein Containerschiff im Nahen Osten angegriffen. Die Miliz habe aus von den Huthi kontrollierten Gebieten im Jemen drei Raketen auf einen unter US-Flagge fahrenden Frachter abgeschossen, der den Golf von Aden durchquert habe, teilte das zuständige Regionalkommando des US-Militärs mit. Eine der Raketen sei ins Meer gestürzt, die anderen beiden seien von einem Zerstörer der US-Marine abgeschossen worden. Es seien keine Verletzten oder Schäden an dem Schiff gemeldet worden.

Seit Beginn des Gaza-Kriegs zwischen Israel und der Hamas greifen die jemenitischen Huthi – aus Solidarität mit der Hamas – immer wieder Frachter mit angeblicher Verbindung zu Israel im Roten Meer an. Als Reaktion darauf führten die USA und Grossbritannien mit der Unterstützung Verbündeter Militärschläge gegen die vom Iran unterstützte Miliz im Jemen.

Huthi fordern Briten und US-Amerikaner zur Ausreise auf

Die Huthi forderten britische und US-amerikanische Mitarbeiter der Vereinten Nationen und anderer Hilfsorganisationen zur Ausreise aus von ihnen kontrollierten Gebieten im Jemen auf. Aus Kreisen der proiranischen Miliz erfuhr die dpa, dass die Aufforderung als Reaktion auf die wiederholten Angriffe der USA, Grossbritanniens und weiterer Verbündeter auf Huthi-Ziele im Land erfolgt sei.

Die Betroffenen sollten die von den Huthi kontrollierte Hauptstadt Sanaa innerhalb eines Monats verlassen. «Die Briten und die Amerikaner werden sicher abreisen», hiess es. Staatsangehörige, deren Länder nicht an den Angriffen beteiligt seien, dürften im Land bleiben.

UN-Gericht: Entscheidung über Waffenstillstand am Freitag

Der Internationale Gerichtshof wird am Freitag seine Entscheidung über einen Eilantrag Südafrikas verkünden, im Gaza-Krieg einen sofortigen Waffenstillstand anzuordnen. Das höchste Gericht der Vereinten Nationen in Den Haag gab den Termin nun bekannt. Südafrika hatte vor zwei Wochen eine Klage wegen Völkermords gegen Israel eingereicht und in dem Eilverfahren als vorläufige Massnahme einen sofortigen Rechtsschutz für die Palästinenser gefordert.

Das Gericht entscheidet noch nicht in der Hauptsache, dem Völkermord-Vorwurf, sondern zunächst nur über den Eilantrag zu einem Ende der militärischen Handlungen. Den Vorwurf Südafrikas, systematisch völkermörderische Handlungen gegen die Palästinenser begangen zu haben, hat Israel entschieden zurückgewiesen. Das Verfahren zu dem Hauptvorwurf kann Jahre dauern.

Eine Entscheidung des Gerichts ist zwar bindend, doch haben die UN-Richter selbst keine Machtmittel, diese auch durchzusetzen. Ein negativer Beschluss könnte Israel schaden und den internationalen Druck auf die Regierung des Landes weiter erhöhen.

Was heute wichtig wird

Die Verhandlungen um eine neue Feuerpause scheinen im Gange. Das israelische Militär führt einen mehrtägigen Einsatz gegen die Hamas im Westen von Chan Junis durch. Zuletzt gab es im Bereich der grössten Stadt im Süden des Gazastreifens besonders heftige Kämpfe. Tausende Palästinenser flüchten derzeit aus der umkämpften Stadt.

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