Trotz Pandemie: Gewaltsame Todesfälle in Brasilien nehmen zu

Trotz der wegen der Corona-Pandemie geltenden Einschränkungen des öffentlichen Lebens hat in Brasilien die Zahl der gewaltsamen Todesfälle deutlich zugenommen.

Im ersten Halbjahr 2020 habe es 25'712 gewaltsame Todesfälle im Land gegeben. Dies heisst es in einem Montag (Ortszeit) veröffentlichten Bericht der Organisation Brazilian Public Security Forum. Das bedeute, dass «mitten in der Covid-19-Pandemie» alle zehn Minuten ein Mensch getötet worden sei.

Damit habe ein 2018 eingesetzter Abwärtstrend bei den Gewalttaten ein Ende gefunden, hiess es in dem Bericht. Die Zahl der Morde sei im ersten Halbjahr 2020 im Vergleich zum Vorjahr um 7,1 Prozent gestiegen.

Den Berichtsautoren zufolge ist es aber zu früh für Schlussfolgerungen. Warum die Zahl der Morde, tödlichen Überfälle und Schiessereien mit der Polizei trotz der Pandemie zugenommen habe, bleibt fraglich. Ein Faktor könne die Lockerung des Waffenrechts unter dem rechtsextremen Präsidenten Jair Bolsonaro sein, hiess es.

Eine weitere Rolle spielt der Umstand, dass die Drogenbanden wegen der Einschränkung des Flugverkehrs mehr Drogen über Land schmuggelten. Deshalb gebe es möglicherweise mehr gewaltsame Konflikte um Schmuggelrouten.

Ausserdem wurde im ersten Halbjahr 2020 ein Anstieg der Morde an Frauen um 1,9 Prozent registriert. Die Zahl der gemeldeten Angriffe auf Frauen ging hingegen um 9,9 Prozent zurück. Die Zahl der Drohungen gegen Frauen ging sogar um 15,8 Prozent zurück. «Das spiegelt möglicherweise die Schwierigkeit mancher Frauen wider, während strikter Regeln zum Zuhausebleiben einen Übergriff zu melden.»

Brasilien zählt zu den am schwersten von der Corona-Pandemie getroffenen Länder weltweit. Fast 154'00 Menschen starben dort bereits. Nur in den USA wurden mehr Corona-Tote registriert.