Über 200'000 Festnahmen nach Putschversuch in der Türkei
Das Wichtigste in Kürze
- Nach dem Putschversuch 2016 liess Präsident Erdogan 218'000 Menschen verhaften.
- Knapp 17'000 von ihnen wurden verurteilt, 15'000 sitzen in Untersuchungshaft.
Seit dem Putschversuch im Sommer 2016 hat die Türkei wegen angeblicher Verbindungen zu den Putschisten rund 218'000 Menschen festnehmen lassen. Das ging laut staatlicher Nachrichtenagentur Anadolu aus einer Erklärung von Innenminister Süleyman Soylu heute Donnerstag im Parlament in Ankara hervor. 16'684 der Betroffenen wurden demnach bereits verurteilt. 14'750 befänden sich weiterhin in Untersuchungshaft.
Allein im Innenministerium seien ausserdem 43'648 Mitarbeiter aus dem Dienst entfernt worden, hiess es in dem Bericht weiter. 5225 blieben suspendiert. Ausserdem seien 101 Bürgermeister und 402 Ortsverwalter ihrer Ämter enthoben worden, weil sie angeblich Verbindungen zu Terroristen unterhielten. Eine neue Gesamtzahl aller Entlassenen nannte Soylu nicht. Bisher war von mindestens 140'000 gefeuerten Staatsbediensteten die Rede.
Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan hatte nach dem Putschversuch einen zweijährigen Ausnahmezustand verhängt und gegen angebliche Staatsfeinde und Terroristen scharf durchgegriffen. Die Massnahmen, die auch Journalisten, Menschenrechtler und Akademiker trafen, wurden international heftig kritisiert. Sowohl Festnahmen als auch Entlassungen aus dem Staatsdienst gehen derzeit noch weiter.