Überläufer: Kim hofft auf Wahlsieg von Trump
Laut einem Überläufer hofft Kim Jong-un auf einen Wahlsieg von Trump, um einen Deal zu erreichen. Dieser wäre aber bloss eine Täuschung.
Das Wichtigste in Kürze
- Ein nordkoreanischer Überläufer sagt, Kim hofft auf einen Wahlsieg von Trump.
- Das Regime glaube, dank der persönlichen Beziehung einen vorteilhaften Deal zu erreichen.
- Laut dem Ex-Diplomaten ist Kim bereit, für den Machterhalt über Leichen zu gehen.
Offiziell ist es Nordkorea «egal», wer die US-Präsidentschaftswahl im November gewinnen wird. Dies teilte das Regime kürzlich mit. Inoffiziell aber soll Pjöngjang auf einen Sieg von Donald Trump hoffen. Dies sagt Ri Il Kyu, ein ehemaliger Diplomat und Überläufer.
Gegenüber «BBC» beschreibt er es als «einmalige Chance» für Kim Jong-un. Denn der Machthaber sehe in Trump eine Person, mit der er verhandeln könne.
Bereits während seiner ersten Amtszeit traf Donald Trump den nordkoreanischen Anführer, mehrere Briefe wurden ausgetauscht. Noch heute schwärmt der Amerikaner von den Treffen. Erst kürzlich sagte er bei einer Wahlkampfveranstaltung: «Ich glaube, Kim vermisst mich.»
Die Beziehung zwischen den beiden kühlte zwar ab, Nordkorea hofft aber laut Ri dennoch, daraus Profit schlagen zu können. So könne Pjöngjang einen Deal anstreben, der das Einfrieren des Nuklearprogramms und das Aufheben der Sanktionen vorsieht.
Doch das Einfrieren wäre bloss «ein Trick, eine hundertprozentige Täuschung», so Ri. Das Regime sei nicht bereit, sein Atomprogramm auf Eis zu legen. Die Nuklearwaffen ganz abzugeben, werde nie eine Option sein. Ein Abkommen wäre also gefährlich, es «würde nur zur Stärkung von Nordkorea führen».
Ri Il Kyu arbeitete bis im November 2023 als hochrangiger Diplomat in Kuba. Er traf Kim Jong-un mehrmals und erzählt von den Treffen: Vor dem ersten sei er sehr nervös gewesen. Doch der Anführer sei «bei guter Laune» gewesen. «Er lacht oft und lobt seine Leute, er scheint eine normale Person zu sein.»
Kim würde alle Nordkoreaner umbringen, um an Macht zu bleiben
Kim hätte eine gute Person sein können, aber «die Verwandlung in einen Gott hat ihn zu einem Monster gemacht». Der Ex-Diplomat ist sich sicher, dass der Führer alles für den Machterhalt tun würde. «Auch wenn es bedeutet, alle 25 Millionen Nordkoreaner umzubringen.»
Seinen Entscheid, überzulaufen, fiel er, als das Regime ihm nicht erlaubte, für eine Operation nach Mexiko zu fliegen. Er habe zwar zum reichsten Prozent in Nordkorea gehört, so Ri, sei aber ärmer als die Mittelschicht im Süden gewesen. Um seine Familie zu ernähren, habe er kubanische Zigarren illegale in China verkauft.
Im November flog er dann unerlaubt mit seiner Frau und dem sechsjährigen Kind von Kuba nach Südkorea. Dort lebte er nun, beschützt von der Polizei und Geheimdienstagenten.