Washington vermutet Russen hinter Verzögerung der Inspektion in Duma
Internationale Experten warten immer noch auf den versprochenen Zugang nach Duma in Syrien, um dort vielleicht die Wahrheit über einen vermuteten Giftgasangriff herauszufinden. Abgekartetes Spiel mit russischer Unterstützung, argwöhnt Washington.
Das Wichtigste in Kürze
- Washington vermutet Russland hinter der Verzögerung der Untersuchung eines mutmasslichen Giftgasangriffs in Duma.
- Die USA vermutet, dass Syrien und Russland eine eigen inszenierte Untersuchung im syrischen Duma durchführen wollten.
Nach tagelanger Verzögerung der Untersuchung eines mutmasslichen Giftgasangriffs in der syrischen Stadt Duma durch internationale Experten vermutet Washington dahinter böses Spiel unter russischer Regie. «Wir haben glaubwürdige Informationen, dass russische Vertreter mit dem syrischen Regime kooperieren, um den Inspekteuren den Zugang nach Duma zu verwehren und Zeugen zu beeinflussen», twitterte Washingtons Aussenamtssprecherin Heather Nauert in der Nacht zum Freitag.
Die USA vermuteten daher, dass Russland und Syrien eine eigene inszenierte Untersuchung in Duma durchführen wollten. Zudem sollten die Stellen, an denen die Giftgasangriffe vermutet wurden, durch das Entfernen möglicher Beweise für den Einsatz von Giftgas «gesäubert» werden.
Experten der Organisation für ein Verbot von Chemiewaffen (OPCW) sitzen bereits seit Tagen in der Hauptstadt Damaskus fest und können nicht nach Duma. Sicherheitsmitarbeiter der Vereinten Nationen waren zuletzt unter Beschuss geraten, als sie die Lage in Duma für das OPCW-Team erkunden wollten. Die Zeit für die Spurensicherung drängt. Die mutmassliche Attacke war bereits am 7. April.
Duma war zum Zeitpunkt des mutmasslichen Angriffs in der Hand islamistischer Rebellen, steht inzwischen aber unter Kontrolle der syrischen Regierung und seines Verbündeten Russland. Westliche Staaten machen die syrische Regierung für den mutmasslichen Giftgasangriff verantwortlich. Nach Angaben der syrischen Zivilschutzorganisation Weisshelme wurden dabei mehr als 40 Menschen getötet.
Die USA, Grossbritannien und Frankreich hatten auf den Gasangriff mit einer Luftattacke auf mehrere Giftgaseinrichtungen in Syrien reagiert. Nach diesem Angriff sind dem russischen Militär nach eigenen Angaben zwei nicht explodierte Marschflugkörper in die Hände gefallen. Die Waffen seien zur Untersuchung nach Russland gebracht worden.
Strafverfahren gegen drei Firmen
In Belgien ist unterdessen ein Strafverfahren gegen drei Firmen wegen des Exports von waffenfähigen Chemikalien nach Syrien eröffnet worden. Dies bestätigte Aussenminister Didier Reynders am Donnerstag den Sendern Bel RTL und RTBF. Nach Medienberichten exportierten die Unternehmen trotz der geltenden EU-Sanktionen gegen Syrien bis 2016 insgesamt 96 Tonnen Isopropanol in das Bürgerkriegsland. Dies gilt als Grundstoff des chemischen Kampfstoffs Sarin, der mehrfach in dem Konflikt eingesetzt worden sein soll.