Wo die Zigaretten am teuersten sind
Australien ist für viele ein Sehnsuchtsziel. Doch mit 18,90 Franken pro Packung sind Zigaretten dort so teuer wie nirgendwo sonst.
Das Wichtigste in Kürze
- In Australien kostet eine Packung Zigaretten mit 18,90 Franken am meisten.
- Die australische Regierung will damit die Leute vom Rauchen abhalten.
Im Mai hörte Deep Lama dann doch mit dem Rauchen auf, nach immerhin 26 Jahren. Wegen der Gesundheit, aber auch, weil es ihm irgendwann zu teuer wurde. «Ich habe zuletzt jeden Monat 250 australische Dollar für Zigaretten ausgegeben», sagt der 42-Jährige aus Australiens Hauptstadt Canberra. Umgerechnet etwa 176 Franken. Mit dem Geld kann man Besseres anfangen, zumal, wenn man zwei Kinder hat.
Wenn es nach dem Willen von Regierung und Gesundheitswächtern geht, werden viele Australier Lamas Beispiel folgen. An diesem Samstag steigen auf dem fünften Kontinent die Zigaretten-Preise schon wieder. Die 20er-Packung kostet dann um die 27 australische Dollar (etwa 18,90 Franken). Für eine XL-Packung mit 30 Stängeln müssen sogar fast 28 Franken gezahlt werden.
Schweizer Zigaretten zum Schnäppchenpreis
Nach einem globalen Überblick des Magazins «Economist» sind Zigaretten hier damit so teuer wie nirgendwo sonst auf der Welt. Zum Vergleich: In der Schweiz kostet die gebräuchliche 20er-Packung derzeit durchschnittlich acht Franken. Für australische Raucher klingt dies nach Schnäppchenparadies.
Down Under versuchen die Regierungen von links wie rechts spätestens seit Beginn dieses Jahrzehnts mit immer höheren Steuern, die Leute vom Rauchen abzubringen. Aktuell – und mindestens noch bis ins Jahr 2020 – steigt der Preis jedes Jahr um 12,5 Prozent. Bei der 20er-Packung bedeutet dies drei Dollar mehr.
Die Politik folgt damit einer Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation (WHO), die meint, dass Tabaksteuern «mit Abstand der effektivste Weg sind, um Raucher zum Verzicht zu bewegen und Kinder davon abzuhalten, mit dem Rauchen anzufangen».
Aufhören hängt von anderen Faktoren ab
Diese Einschätzung wird aber nicht von allen geteilt. Der Gesundheitsexperte Pramod Sharma von der University of Technology in Sydney (AUS) sagt: «Die Erhöhung der Tabaksteuer ist eine wichtige und effektive Strategie. Aber ob jemand mit dem Rauchen aufhört, hängt auch von anderen Faktoren ab.»
Tatsächlich ist nach einer Studie der Universität des Bundesstaats New South Wales (AUS) die Zahl der Raucher in Australien nicht so zurückgegangen wie erhofft. Anfang der 1990er Jahre rauchten dort knapp 24 Prozent der erwachsenen Bevölkerung. 2016 waren es immer noch 15,6 Prozent – ähnlich viele wie in anderen Industriestaaten. In New South Wales stieg die Zahl sogar geringfügig wieder.
Der Uni-Professor Colin Mendelsohn meint dazu: «Es ist offensichtlich, dass es viele Raucher gibt, die so abhängig sind, dass sie immer weiter machen werden - egal, was es kostet.» Für den Staat bedeuten höhere Steuern jedenfalls mehr Geld. Vergangenes Jahr nahm Australiens Fiskus knapp 8,8 Milliarden Franken über Steuern für Tabakprodukte ein. 2020 sollen es 12 Milliarden sein. Folge ist auch, dass der Schwarzmarkt an Bedeutung gewonnen hat.
Schlammgrüne Einheitspackungen und Schockbilder
Zudem werden Raucher hier auch mit anderen Mitteln abgeschreckt. Als erstes Land der Welt hatte Australien 2012 für alle Marken schlammgrüne Einheitspackungen eingeführt, auf denen mit Schockbildern vor den Gefahren gewarnt wird. Zudem dürfen Zigaretten nur in lizenzierten Geschäften verkauft werden und keinesfalls an Minderjährige.
Bei den Rauchern selbst kommt die Preiserhöhung naturgemäss nicht gut an – auch wenn sich viele ihres Lasters bewusst sind. Eine Supermarkt-Kundin in Canberra, Alice Lily, sagt: «Ich bin stocksauer auf die Regierung. Ich lebe die Hälfte des Jahres von Sozialhilfe. Und den Grossteil nimmt mir die Regierung mit der Kippensteuer gleich wieder weg.»
Professor Mendelsohn fürchtet ebenfalls, dass die hohen Zigarettenpreise das soziale Ungleichgewicht weiter verstärken. «Das heisst nicht automatisch, dass die Leute aufhören. Wir müssen ihnen mehr Hilfe geben, wenn sie aufhören wollen, und sie nicht einfach bestrafen.»