58 Jahre fällig: Bücherei erlässt Verzugsgebühr von fast 50'000 CHF
In Dudley, in der englischen Grafschaft West Midlands, hat ein Mann sein ausgeliehenes Buch der Bücherei zurückgegeben. Jedoch mit 58 Jahren Verzug.
Das Wichtigste in Kürze
- Ein Engländer gibt seiner lokalen Bücherei ein Buch zurück, mit 58 Jahren Verspätung.
- Trotz fälliger Gebühr von umgerechnet fast 50'000 Franken, wird ihm die Strafe erlassen.
- Das betroffene Exemplar soll nun ins Museum.
Im Jahr 1964 steht der 17-jährige David Hickman aus Dudley in England trotz seines jungen Alters vor Gericht. Er soll an einer Mädchenschule vorbeigefahren sein und den dortigen Schülerinnen zugewunken haben. Wegen dieses Konzentrationslapsus ist Hickman ungeachtet in das Auto des damaligen Bürgermeisters gekracht.
«Ich hatte den Mädchen von der Schule zugewunken und mein Auto driftete plötzlich in die Mitte der Strasse. Ich war schockiert als ich den Bürgermeister sah», erzählt Hickman der Zeitung «Express & Star».
Um informiert im Gerichtssaal zu erscheinen, leiht der 17-Jährige in der lokalen Bibliothek das Buch «The Law for Motorists» aus. «Ich lieh das Buch aus, um zu sehen, ob ich mich verteidigen könnte», erklärt der heute 76-Jährige.
Buch kann Verurteilung nicht verhindern
Enttäuscht folgert Hickman jedoch schnell, dass das Buch ihm nichts bringt, womit es in der nächsten Schublade landet. Der Verkehrssünder wurde zu einer Geldstrafe von 7 Pfund (heute ungefähr 175 Pfund) verurteilt. Sechs Jahre später zieht der Mann aus Dudley nach London, und nimmt das Buch mit.
«Ab und zu bin ich immer mal wieder auf das Buch gestossen und dachte mir: ‹Ich muss der Bücherei einen Besuch abstatten, das nächste Mal, wenn ich wieder in Dudley bin›», so Hickman.
Aus dem Vorhaben wird aber lange Zeit nichts. Erst im Jahr 2023, also 58 Jahre nach Fristende, landet das Buch wieder zurück in den Händen der Bibliothek. Mittlerweile hat sich schon eine ordentliche Verzugsgebühr aufgebaut. 20 Pence (rund 0,23 Franken) pro Tag werden normalerweise berechnet, womit Hickman satte 42'340 Pfund (runde 48'157 Franken) nachzahlen müsste.
Bibliothek sieht's gelassen
Bibliothekarin Sharon Whitehouse war von der späten Rückgabe und der skurrilen Geschichte jedoch begeistert. So begeistert, dass sie die horrende Gebühr einfach für null und nichtig erklärte. «Glücklicherweise sah man es eher lustig», kommentierte der Mann aus dem Westen von England.
Die Bücherei möchte das Buch nun an ein lokales Museum spenden.