Australien erlaubt Partydrogen wie Ecstasy als Medizin
Rauschmittel für therapeutische Zwecke einsetzen? Seit Monatsbeginn ist das in Australien erlaubt. Dafür gibt es unter anderem Kritik von Experten.
Das Wichtigste in Kürze
- Australien erlaubt Ecstasy und Magic Mushrooms als Medizin. Das ist weltweit einzigartig.
- Experten kritisieren diese Entscheidung.
- Eine Genehmigung durch die Behörden ist für den Einsatz erforderlich.
In Australien dürfen seit Monatsbeginn die Rauschmittel Ecstasy und Magic Mushrooms als Arzneimittel für therapeutische Zwecke eingesetzt werden. Down Under ist damit das erste Land der Welt, das die Partydrogen als Medikamente zugelassen hat.
Das synthetische Amphetaminderivat MDMA, ein Bestandteil von Ecstasy, darf zur Behandlung Posttraumatischer Belastungsstörungen (PTBS) eingesetzt werden. Der Wirkstoff Psilocybin, der in psychoaktiven Pilzen enthalten ist, ist zur Behandlung von anders nicht therapierbaren Depressionen erlaubt. Aber Experten üben jetzt scharfe Kritik.
Australische Arzneimittelbehörde im Visier
Führende Psychologen und Neurowissenschaftler nahmen die australische Arzneimittelbehörde (TGA) ins Visier. Sie habe dem Druck von Öffentlichkeit und Lobbygruppen nachgegeben.
Damit habe man den Zugang zu diesen experimentellen Behandlungen ausserhalb klinischer Studien möglich gemacht. Das hiess es in einem Beitrag, der im «Australian & New Zealand Journal of Psychiatry» veröffentlicht wurde.
Es gebe noch keine ausreichenden Beweise, um einen umfassenden Zugang zu rechtfertigen. Das schrieb die Gruppe um Susan Rossell, kognitive Neuropsychologin am Swinburne’s Center for Mental Health.
Zwar seien erste Ergebnisse von Studien zum Einsatz der Rauschmittel vielversprechend, dennoch blieben viele Fragen offen. Eine Behandlung mit MDMA oder Psilocybin müsse zudem psychotherapeutisch begleitet werden, erklärten die Experten. «Die Forschung steckt diesbezüglich aber sicherlich noch in den Kinderschuhen.»
Vorteile würden mögliche Nachteile überwiegen
Die Entscheidung der Behörde sei keineswegs von Lobbygruppen oder Medien beeinflusst worden. So zitiert der australische «Guardian» zitierte einen TGA-Sprecher am Donnerstag. Die Vorteile einer solchen Behandlung bei einigen Patienten unter der Aufsicht eines autorisierten Psychiaters überwögen die möglichen Nachteile. Für einige behandlungsresistente Patienten seien die Substanzen womöglich die einzige Option, hatte die TGA ihren Beschluss im Februar begründet.
Es gelten strenge Vorschriften für die Vergabe der nötigen Erlaubnis: Psychiater, die die Wirkstoffe einsetzen wollen, müssen sich eine Genehmigung der TGA nach Prüfung und Zustimmung durch eine Ethik-Kommission einholen.