Nach Drogenfund: Jugendliche suchen nachts am Strand nach Koks
In Irland wurden aus dem Nichts 60 Kilogramm Kokain angespült. In der Hoffnung, dass noch mehr kommt, suchten Jugendliche spätnachts mit Fackeln den Strand ab.
Das Wichtigste in Kürze
- Im irischen Dunfanaghy wurden 60 Kilogramm Kokain in Paketen an die Küste gespült.
- Die Polizei bat, sich nicht an anderen ähnlichen Paketen zu «vergreifen».
- Gruppen von Jugendlichen versuchten spätnachts trotzdem, weitere Pakete aufzuspüren.
Vergangenen Mittwoch wurden an der irischen Küste bei Dunfanaghy mehrere mutmasslich mit Kokain gefüllte Pakete angespült. Insgesamt fanden Passanten und die An Garda Síochána (irische Nationalpolizei) rund 60 Kilogramm Koks. Strassenwert: mehr als vier Millionen Euro, umgerechnet 3,85 Millionen Franken.
Ob noch mehr Kokain im Meer herumtreibt, ist derzeit noch unklar. Wohl in weiser Voraussicht gab die Nationalpolizei schon einmal eine Warnung ab: «Jede Person, die ein ähnliches Paket sieht, wird gebeten, sich nicht daran zu vergreifen», hiess es in einer Mitteilung.
Die durchaus nett formulierte Aufforderung scheint ihre Wirkung allerdings verfehlt zu haben. Wie der «Irish Independent» jetzt berichtet, haben noch in der Nacht nach dem Fund Gruppen von Jugendlichen den Strand abgesucht.
Den Berichten eines Landwirts zufolge waren mehrere Jugendliche mit Fackeln unterwegs. Als er sie angesprochen habe, hätten sie ihm gesagt, dass sie nur bei der Suche helfen wollten. Eine andere Gruppe wurde etwa eine halbe Autostunde von Dunfanaghy gesichtet. Die Polizei wollte sich gegenüber der Tageszeitung nicht zu den Jugendlichen äussern.
Drogenmafia im 300-Seelen-Kaff?
Obwohl noch vieles unklar ist, macht man sich im 300-Seelen-Ort Dunfanaghy bereits Sorgen, dass die Drogenmafia Fuss gefasst haben könnte. Man wisse nicht, ob der Fund einmalig oder «Teil laufender krimineller Aktivitäten» sei, sagte ein Gemeinderat gegenüber der nordirischen «BBC».
Dem Gemeinderat zufolge könnten die Drogen von einem Boot stammen, vielleicht sogar von einem gesunkenen. Ein Ex-Polizist setzt gegenüber dem öffentlich-rechtlichen «RTÉ Radio» auf eine andere Theorie. Ihm zufolge würden Schmuggler, wenn sie die Küstenwache sähen, Drogen einfach im Meer versenken. Ein ehemaliger Leiter der EU-Anti-Schmuggel-Agentur MAOC-N meint gar, der Fund sei möglicherweise das Ergebnis eines schief gelaufenen Deals.
Wann oder ob der Fall aufgelöst werden kann, ist noch nicht absehbar. Klar ist allerdings, dass die Polizei ein Fischerboot im nahegelegenen Magheraroarty beschlagnahmt hat. Auch hierzu wollte sich die Garda gegenüber dem «Irish Indipendent» nicht äussern.