SVP als Umweltschutz-Partei entsetzt Umwelt-Aktivistin

Matthias Bärlocher
Matthias Bärlocher

Bern,

Ist die SVP die einzige aktive Umweltschutz-Partei? Die Initiantin der Trinkwasser-Initiative findet dies eine unglaubliche Aussage.

Herren gegen SVP
Franziska Herren, Initiantin der Trinkwasser-Initiative, sagte wegen Morddrohungen einen öffentlichen Auftritt ab. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Die SVP sei die einzige aktive Umweltschutz-Partei, sagt Nationalrat Alfred Heer.
  • Als Beispiel führt er die Landwirtschaft an.
  • Die SVP sei wohl «nicht informiert», sagt Umwelt-Aktivistin Franziska Herren.

Keine Angst vor der «grünen Welle» im Hinblick auf die Wahlen im Herbst hat SVP-Nationalrat Alfred Heer. Denn seine Partei sei die einzige, die aktiv Umweltschutz betreibe. Als Beweis führt er unter anderem die Landwirtschaft an. Umweltschützer sind ob dieser Äusserung entsetzt.

SVP «nicht informiert»

Franziska Herren ist Initiantin der Trinkwasser-Initiative und einer der Gründe, weshalb grüne Themen derzeit «en Vogue» sind. In Rekordzeit hat sie die 100'000 Unterschriften gesammelt. Voraussichtlich in einem Jahr gelangt die Initiative zur Abstimmung und hat vor dem Volk intakte Chancen. Sie findet: «Das ist ganz unglaublich, was die SVP da sagt.»

Die Parteilose geht gar nicht darauf ein, dass andere Parteien womöglich eher mit Umweltschutz in Verbindung gebracht werden könnten. Sie stört das Argument, dass Landwirtschaft gut für die Umwelt sei; die Kritik formuliert sie diplomatischh. «Wenn die SVP sagt, wir haben eine gute Landwirtschaft, dann habe ich da Gefühl, dass die nicht informiert sind.»

Traktor versprüht Pestizide
Ein Landwirt besprüht mit dem Traktor ein Feld, aufgenommen am 5. Arpil 2017 in Payerne VD. - Keystone

Landwirtschaft als Klima- und Umweltsünder

Die Landwirtschaft habe grosse Defizite: «Kein einziges Umweltziel wird erreicht.» Stickstoff-Emissionen, Pestizide, Klimagase und gleichzeitig Milliardensubventionen. «Wir haben eine Landwirtschaft, die nicht mal rentabel ist, und dabei erst noch die Umwelt zerstört», ist Herrens Fazit.

Dabei müsste gerade die Landwirtschafts-Partei SVP sich um den Klimaschutz bemühen, findet Herren. «Noch so ein Sommer – und dann sieht es sehr bitter aus für die Bauern», warnt sie.

Das fehlende Wasser hätten ja wohl alle mitbekommen: «Was muss man für Scheuklappen anziehen, um das nicht zu sehen?» Die SVP nehme offenbar die Bevölkerung nicht ernst, denn sonst «würden sie sofort die Klimaziele umsetzen», findet Herren.

Grüne Welle wogt weiter

Die Theorie der SVP-Politiker, die grüne Welle werde sich legen und vom Thema Rahmenabkommen verdrängt werden, mag Herren nicht glauben. «Nein, die Welle bleibt. Ich bin sehr gespannt auf den Sommer – auch wenn es traurig ist, wenn es eine Trockenheit gibt.»

Aber die Bevölkerung werde sich dadurch wenigstens weiterhin bewusst, dass gehandelt werden müsse. Und werde dafür auch weiterhin auf die Strasse gehen. Dass der «Klima-Hype», wie es SVP-Präsident Albert Rösti formuliert, bald vorbei sei, glaubt Herren nicht. «Klima wird Trumpf sein bis lange nach den Wahlen.»

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