Coronavirus stammt laut neuer Studie vermutlich von Wildtieren
Eine neue Studie liefert weitere Hinweise darauf, dass das Coronavirus von infizierten Wildtieren stammt.
Das Wichtigste in Kürze
- Eine neue Studie liefert weitere Hinweise zum Ausbruch vom Coronavirus.
- Demnach stammt der Erreger von Wildtieren auf dem Huanan Seafood Market in Wuhan.
- Allerdings ist es kein endgültiger Beweis – direkte Proben von infizierten Tieren fehlen.
Jahrelang hielt die Corona-Pandemie die Welt im Griff. Und fast fünf Jahre nach dem Ausbruch ist der Ursprung des Erregers Sars-CoV-2 noch immer nicht zweifelsfrei geklärt.
Nun liefert eine Studie weitere Hinweise darauf, dass das Coronavirus ursprünglich von Wildtieren stammt. Und dass es nicht aus einem in der Stadt befindlichen Labor entkam.
Die Wildtiere wurden auf dem Markt der chinesischen Millionenmetropole Wuhan gehandelt. Das internationale Forschungsteam analysierte mehr als 800 Proben.
Proben stammen von Böden, Käfigen und Co.
Das Chinesische Zentrum für Krankheitskontrolle und -prävention (CDC) hatte ab dem 1. Januar 2020 in verschiedenen Arealen des Huanan Seafood Market in Wuhan genommen.
In der Umgebung des Marktes, auf dem auch Wildtiere angeboten wurden, waren Ende 2019 die ersten Covid-19-Fälle registriert worden.
Kurz vor der Entnahme war der Markt geschlossen worden. Daher stammen die Proben nicht direkt von Tieren. Sie kamen stattdessen unter anderem von Böden, Oberflächen von Käfigen und Ständen sowie von Abwasserrinnen.
Proben vom Markt enthalten beide Linien des Coronavirus
Insbesondere die Proben aus jenem Marktareal, wo Wildtiere gehandelt wurden, enthielten genetische Rückstände von Sars-CoV-2 neben Tier-Erbgut. Bei den Tieren handelte es sich unter anderem um Marderhunde, Schleichkatzen, Bambusratten und Stachelschweine.
Das schreibt das Team im Fachblatt «Cell». Insbesondere von Marderhunden ist bekannt, dass sie Coronaviren enthalten können.
«Viele Tierarten wurden von dem Markt entfernt, bevor die chinesischen CDC-Teams kamen. Daher haben wir keinen direkten Nachweis dafür, dass die Tiere infiziert waren.» Das sagt Ko-Autorin Florence Débarre von der Universität Sorbonne in Paris.
Aber: Die gleichzeitige Präsenz von Tiererbgut und Sars-Cov-2-Rückständen in Proben deute darauf hin, dass Tiere auf diesem Markt infiziert gewesen seien.
Dafür spricht der Umstand, dass die Markt-Proben die beiden frühen Erregerlinien – genannt A und B – enthalten. Das Virus in einigen Proben liege sehr nahe an der rekonstruierbaren Ursprungsdiversität des Virus. So kommentiert der Virologe Christian Drosten von der Berliner Charité, der nicht an der Studie beteiligt war, dieses Resultat.
«Ausserdem wurden beide Gründungslinien der Pandemie auf dem Markt nachgewiesen.» Dies sei am besten damit zu erklären, dass der Erreger mehrmals vom Tier auf den Menschen übergesprungen sei.
Allerdings: Einen Beweis für eine Herkunft des Erregers von Wildtieren liefert die Studie nicht. Dafür hätte man direkte Proben von gehandelten Tieren benötigt, und die scheint es nicht zu geben.
Studie liefert keinen eindeutigen Beweis
Richard Neher von der Universität Basel ist Experte für Virenevolution. Er betont: Die Häufung von positiven Proben könne sowohl durch infizierte Menschen als auch Tiere erklärt werden.
«Der grösste Teil der Virus-RNA in den Proben kommt wahrscheinlich von infizierten Menschen.» Erste Fälle von Covid-19 gab es vermutlich schon im November 2019.
Experte: «Funke an einem Pulverfass»
Dennoch deutet Ko-Autor Michael Worobey die Studienresultate als starke Indizien dafür, dass das Coronavirus von Wildtieren ausging. Die Studie sei das letzte Stück in einem Puzzle.
Er erklärt: «Wildtiere mit Viren mitten in Grossstädten mit hoher Bevölkerungsdichte mit Menschen in Kontakt zu bringen, zählt zu den riskantesten Dingen.»
Zwar habe nicht jedes Virus das Potenzial, eine Pandemie zu verursachen. Aber potenziell sei dies, wie «einen Funken an ein Pulverfass» zu legen.