Chefwechsel bei Infineon: Letzte Hauptversammlung einer Ära
Reinhard Ploss hat zum letzten Mal als Infineon-Chef den Aktionären sein Unternehmen erklärt. Ende März übergibt er den Konzern in gutem Zustand an seinen Nachfolger.
Das Wichtigste in Kürze
- Seine letzte Hauptversammlung als Infineon-Chef ist für Reinhard Ploss zur Ehrenrunde geworden.
Sowohl Aktionärsvertretern als auch Aufsichtsrat zollten dem Manager, der Ende März die Führung abgibt, ihren Respekt.
Dass der Konzern, der in den Nullerjahren in eine existenzielle Krise geraten war, heute «hervorragend» dastehe, sei ganz wesentlich das persönliche Verdienst von Ploss, betonte Aufsichtsratschef Wolfgang Eder.
Auch Aktionärsvertreterin Daniela Bergdolt von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) war voll des Lobs für den Manager. Dieser habe aus einem Unternehmen, dessen Aktie einst unter einem Euro gelegen habe, einen stabilen Konzern gemacht und es «wie ein guter Spürhund» durch die Wellenbewegungen des Marktes geführt. Sie werde seine Erklärungen der Infineon-Produkte vermissen. Markus Golinski von Union Investment pries den «strategischen Weitblick». Ploss übergebe ein Unternehmen «mit sehr guten Wachstumsaussichten» an seinen Nachfolger Jochen Hanebeck.
Unternehmen surft auf Nachfrage-Welle
Ploss konnte bei seinem Abschied mit starken Zahlen glänzen. Aktuell surft Infineon auf der Welle einer extrem hohen Nachfrage nach Chips. Und auch auf lange Sicht ist die Entwicklung beeindruckend. Seit der Ingenieur, dem eine unerschütterliche Gelassenheit nachgesagt wird, 2012 Vorstandschef wurde, hat sich die Zahl der Mitarbeiter verdoppelt, der Umsatz verdreifacht und der Wert der Aktie vervielfacht, wie Eder aufzählte.
Und das Unternehmen investiert massiv. Erst vergangenes Jahr ging - zum angesichts der Chipkrise perfekten Zeitpunkt - ein neues Werk im österreichischen Villach an den Start. Für das nächste soll in wenigen Monaten der Bau beginnen: Es entsteht für gut zwei Milliarden Euro in Malaysia, wie Infineon am Morgen vor der Hauptversammlung ankündigte, und wird dann die dritte Fabrik des Konzerns am dortigen Standort Kulim sein. Dort sollen ab 2024 Halbleiter aus Siliziumkarbid und Galliumnitrid entstehen. Wenn das Werk auf voller Auslastung fährt, soll es für zwei Milliarden Euro Jahresumsatz sorgen.
Kontinuität garantiert
Der Wechsel an der Infineon-Spitze steht angesichts der guten Position des Unternehmens unter dem Vorzeichen der Kontinuität. Nicht nur, dass der Nachfolger für Ploss mit Jochen Hanebeck aus dem Vorstand kommt. Auch dessen Nachfolger als für das Tagesgeschäft zuständiger Vorstand (COO), Rutger Wijburg, kommt aus dem Unternehmen. Seine Berufung war zu Beginn der Hauptversammlung am Donnerstag bekannt geworden.
Ploss, der seine Karriere noch bei der ehemaligen Infineon-Mutter Siemens begonnen hatte, sagte, der Abschied falle ihm nicht leicht. Man habe gemeinsam schwierige Zeiten gemeistert. «Ich bin stolz darauf, was wir in den letzten Jahren geschaffen und bewegt haben.»