Darum gibt es kein Männer-Pendant zum «Karen»-Meme
Eine aufmüpfige Frau wird als «Karen» bezeichnet. Für das andere Geschlecht gibt es keinen gleichbedeutenden Namen – laut Experte wegen Geschlechternormen.

Das Wichtigste in Kürze
- «Karen» ist eine Internet-Bezeichnung für konfliktsuchende, privilegierte Personen.
- Der Name ist weiblich – und so meist auch das Geschlecht der «Karen».
- Dass es so wenige männliche «Karens» gibt, liegt wahrscheinlich an Geschlechternormen.
Das «Karen»-Meme ist mittlerweile insbesondere bei den jüngeren Generationen allgegenwertig im Sprachgebrauch. Der englisch-ausgesprochene Name ist Bezeichnung für verschiedene Eigenschaften geworden: rassistisches Verhalten, Privilegien, Arroganz oder eine gewisse Machtgier.
Eines haben die «Karens» aber fast immer gemeinsam: Es sind Frauen.
Da Karen ein weiblicher Name ist, macht das natürlich durchaus Sinn. Doch es gibt keine gleichbedeutenden männlichen Bezeichnungen. Warum?
«Karens» verstossen gegen Geschlechternormen
Laut Tobias Rohrbach, Postdoktorand im Institut für Kommunikations- und Medienwissenschaft an der Universität Bern, dürfte das an Geschlechternormen liegen. Genauer gesagt: an einer Verletzung dieser Normen.
«‹Karens› sind das genaue Gegenteil der wohlmeinenden, fürsorglichen und kooperativen Frau», so Rohrbach. «Sie sind aggressiv, konfliktfreudig, eine ‹Wadenbeisserin›, die sich um jeden Preis durchsetzen will.»
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Somit würden sie gegen unsere Erwartungen an Frauen verstossen. Das «Karen»-Meme könne man daher auch als Policing, also als öffentliches Sanktionieren, betrachten. Heisst: Wer sich nicht an die Geschlechternormen hält, wird kritisiert.
«Lauch» oder «Beta»
Männer hingegen würden vielmehr als kompetent, rebellisch, handelnd und manchmal auch aggressiv stereotypisiert. Das gleiche Verhalten wie jenes von «Karens» sorgt daher für weniger Unstimmigkeiten zwischen der Person und unseren Erwartungen.
Meme-Namen für Männer beziehen sich vielmehr auf eine Verletzung der männlichen Stereotypen. So beispielsweise «Beta», «Incel» oder «Lauch», welche allesamt Schwäche und Fügsamkeit kritisieren.

«Sie werden alle durch eine Verletzung – beziehungsweise Orientierung – am Kompetenzstereotyp charakterisiert», so Rohrbach.
Auch hier gibt es kaum äquivalente Namen für das andere Geschlecht. Denn: Frauen verstossen bei gleichem Verhalten nicht gegen Stereotype.
Kritik oder Verteidigung?
Memes können laut Rohrbach also dazu dienen, gesellschaftliche Normen zu überwachen. Während Begriffe wie «Lauch» das Abweichen von männlichen Charakterzügen bestrafen, geht es bei der Verwendung von «Giga-Chad» um Kritik an übersteigerten Geschlechternormen.
Als «Giga-Chad» wird ein hypermuskulöser, stereotypisch maskuliner und etwas dummer Mann bezeichnet. Der Begriff wird jedoch meist mit ironischem Unterton gebraucht.
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«Gerade bei den männlichen Memes vermischt sich Kritik an Geschlechternormen mit deren Verteidigung», erklärt Rohrbach.
Klar ist jedoch: Ob bewusst oder unterbewusst – die sozialen Geschlechter unserer Gesellschaft bleiben mit Stereotypen behaftet.