Das Nothing Phone (1) im Nau.ch-Test — eine Erleuchtung
Nach dem grossen Hype muss sich das Nothing Phone (1) jetzt in der echten Welt beweisen. Schnell wird klar: Das Leuchte-Handy ist vor allem ein Statement.
Das Wichtigste in Kürze
- Das Nothing Phone (1) hat schon vor seinem Release für Schlagzeilen gesorgt.
- Jetzt ist das Mittelkasse-Handy mit Leuchtstreifen hier und beweist sich im Test.
- Auch wenn es nicht das beste Phone seiner Klasse ist, ist es absolut das interessanteste.
Nach gefühlten Jahren des viralen Marketings und des Hypes ist es nun so weit: Das Nothing Phone (1) ist hier. Das allererste Smartphone aus dem Londoner Start-up wurde vor wenigen Tagen von Gründer und CEO Carl Pei der Öffentlichkeit präsentiert. Schon bei der ersten Enthüllung in Basel wurde das Hauptaugenmerk klar: das Design. Doch kann das Phone (1) noch mehr, als Blicke auf sich zu ziehen?
Das Nothing Phone (1) — ein strahlender Hingucker
Die heutige Tech-Welt ist langweilig, es ist an der Zeit der Smartphone-Landschaft neue Frische und Verspieltheit einzuhauchen. So oder so ähnlich sind die Aussagen, welche bei Nothing jetzt seit Monaten geschwungen werden. Einmal ausgepackt und in der Hand gehalten, wird klar, wie das Phone (1) dies bezwecken soll.
Das Gerät zieht in kürzester Zeit alle Blicke auf sich, die Umgebung kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus. Mit seinem transparenten Design auf der Rückseite ist es effektiv ein Unikat unter den Smartphones. Sogar, wenn es ausgeschaltet ist. Das wahre und wortwörtliche Highlight gibt es jedoch erst nach dem Einschalten.
Das Glyph Interface, die LED-Streifen auf der Rückseite sorgt für das definitive Alleinstellungsmerkmal. Sie leuchten auf, wenn ein Anruf oder eine Benachrichtigung hineinkommt. Wahlweise sogar synchron zum Klingelton.
Liegt das Gerät mit dem Display nach unten, stellt es stumm und setzt nur noch aufs Glyph Interface als Indikator. Auch den Akkustand beim Aufladen kann es anzeigen.
Das Ganze ist schön und gut, aber bereits nach wenigen Tagen fühlt es sich dann doch wie eine Spielerei ab. Das Phone muss sich auch als herkömmliches Smartphone beweisen.
Die stilbewusste Mittelklasse als Zielgruppe
Rein von den Specs — aufgeführt im ersten Hands-on von Nau.ch — ist klar ersichtlich, dass das Nothing Phone (1) ein Midrange-Gerät ist. So verhält es sich auch in der realen Welt. Mit Alltagsarbeiten und einfachen Games kommt der Snapdragon 778G+ locker klar.
In der Basisvariante gibt es 8 Gigabyte Arbeitsspeicher. Das reicht gerade so für ein flüssiges Erlebnis, Ruckler gibt es im Alltag ganz selten. Bei intensiven Anwendungen und grafisch aufwändigen Spielen kommt es zwar ins Schwitzen (wortwörtlich), hält aber den Umständen entsprechend stand.
Apropos flüssig: Der 120-Hertz-Screen tut seine Arbeit ebenfalls ganz gut. Mit 6,55 Zoll und FHD+ ist dieser gross und hochauflösend genug für den Alltag, bricht aber auch keine Rekorde. Schwierig wird es nur bei direkter Sonneneinstrahlung, hier reicht nur die hellste Stufe gerade so aus.
Angetrieben wird das Ganze von 4500 Milliamperestunden beim Akku. Dieser hält zumindest bei leichtem Gebrauch locker einen Tag mit Reserve stand. Wer das Gerät aber wirklich beansprucht, hängt wahrscheinlich abends schon am Ladegerät. Geladen wird mit bis zu 33 Watt, ein Netzteil fehlt jedoch im Lieferumfang.
Viel Hoffnung machte Nothing mit den verbauten Kameras. Statt einer grossen Hauptkamera und mehreren weniger nützlichen 2-MP-Sensoren, gibt es zwei 50-MP-Kameras. Einmal in Weitwinkel, einmal in Ultraweitwinkel.
In der Praxis überzeugt die Kamera vor allem bei Nah- und Weitaufnahmen. Etwa für grandiose Aussichten mangelt es dann doch an Detail. Zudem werden die Bilder auf per Pixel-Binning auf 12 MP heruntergerechnet. Dies lässt sich zwar deaktivieren, macht aber keinen gigantischen Unterschied.
Unterm Strich liefert das Nothing Phone (1) aber Bilder mit starken, nicht übersättigten Farben. Ein Zoom-Objektiv fehlt hier zwar gänzlich, dafür gibt es Ultraweitwinkel. Eine Profikamera ist es nicht, für Instagram und Snapchat reicht es aber alle Male.
Ein Gerät in den Kinderschuhen
Auf dem Gerät läuft ab Werk Android 12 mit Nothing OS als Skin. Das bedeutet im wesentlichen Stock-Android, mit wenigen stilistischen Anpassungen – typisch Nothing also. Zudem gibt es auf dem Phone keine vorinstallierte Bloatware, was sehr schön ist.
Grundsätzlich läuft das Gerät demnach auch flüssig, wenn auch nicht ganz ohne Kinderkrankheiten. So blieb das Phone etwa im Test ab und an auf dem Sperrbildschirm hängen. Solche Probleme sind bei einem so neuen Produkt jedoch zu erwarten und könnten sich schon bald lösen.
Das sagt das Nothing Phone (1) aus
Das Phone (1) macht ein klares Statement: Wagt etwas! Und das Start-up unter Carl Pei nimmt sich dies zu Herzen. Dieses Smartphone ist ein Gerät sondergleichen und sorgt überall für Staunen und Glotzen. Es ist klar ein modisches Stück Hardware, aber eben auch nur Mittelklasse, da lässt sich nicht schönreden.
Das Nothing Phone (1) soll am 21. Juli in den Handel kommen und kostet mit 8 GB RAM und 128 GB Speicher 449 Franken. Für 12 GB RAM und 256 GB Speicher müssen 529 Franken hingeblättert werden.
Wer mit der Hardware klarkommt und vor allem ein ästhetisches Handy will, sollte damit zufrieden sein. Ob das Nothing Phone (1) zum Verkaufsschlager wird und ob ein Phone (2) kommen wird, bleibt jedoch fragwürdig.