Labor im All soll Essenskosten für Astronauten senken
Ein Mini-Labor zur Lebensmittelproduktion ist erfolgreich ins All gestartet – mit dem Ziel, Astronauten künftig mit frischen Nährstoffen zu versorgen.

Das Wichtigste in Kürze
- Die Ernährung eines Astronauten kostet aktuell knapp 22'000 Franken pro Tag.
- Ein neues Weltraumprojekt soll diese Ausgaben durch lokale Nahrungsproduktion senken.
- Ein Mini-Labor testet, ob Hefen im All essbare Proteine erzeugen können.
Ein Mini-Labor zur Lebensmittelproduktion ist am Montag ins Weltall gestartet. Das Ziel: Lebensmittel für Astronauten direkt im Orbit herstellen und so die hohen Versorgungskosten senken.
Das Projekt setzt auf gentechnisch veränderte Hefen, die in der Schwerelosigkeit durch Präzisionsfermentation Nahrungsbestandteile erzeugen sollen, wie «BBC News» berichtet.
SpaceX brachte das Labor an Bord des ersten kommerziellen, rückholbaren europäischen Raumfrachters Phoenix ins All. Hinter dem Projekt stehen Forscher vom Imperial College London, der Cranfield University sowie die Unternehmen Frontier Space und Atmos Space Cargo.
ESA finanziert Vorhaben
Die Europäische Weltraumorganisation ESA finanziert das Vorhaben, das Lösungen für die kostspielige Versorgung von Astronauten liefern soll. Derzeit kostet die Ernährung eines Astronauten knapp 22'000 Franken pro Tag.

Das Experiment nutzt eine «Lab-in-a-Box»-Technologie. Nach drei Stunden im Orbit landet die Kapsel vor der portugiesischen Küste zur Analyse.
Die Forscher wollen innerhalb von zwei Jahren eine Pilotanlage auf der Internationalen Raumstation errichten, um Proteine, Fette und Kohlenhydrate direkt im All herzustellen, wie das Imperial College mitteilt.
Präzisionsfermentation als Schlüsseltechnologie
Im Fokus steht die Frage, ob Hefezellen in der Schwerelosigkeit wie auf der Erde funktionieren. «Unser Traum ist es, Fabriken im All und auf dem Mond zu haben», zitiert BBC Rodrigo Ledesma-Amaro vom Imperial College.

Das Labor ist vollautomatisiert und testet, ob die Hefen unter Weltraumbedingungen essbare Proteine und andere lebenswichtige Stoffe erzeugen können. Das Ziel ist, die Abhängigkeit von teuren Nachschubflügen von der Erde drastisch zu reduzieren.
Pilotanlage für die ISS geplant
Die Vision: In Zukunft könnten Astronauten Steak, Kartoffelstock und Desserts direkt im All aus einzelnen Zellen herstellen.
Ähnliche Technologien sind auf der Erde bereits Realität. Laborgezüchtetes Poulet ist in den USA und Singapur zugelassen, während Labor-Steak in Grossbritannien und Israel noch auf die Zulassung wartet.