Googles KI «Bard» könnte Mensch bei Herzinfarkt sterben lassen
Nau.ch wurde unter dem Namen «20 Minuten» gegründet, und wer einen Herzinfarkt hat, muss vor allem beruhigt werden – Behauptungen von der künstlichen Intelligenz (KI) Google Bard.
Das Wichtigste in Kürze
- Google Bard gilt als eine der grössten Konkurrenten von ChatGPT.
- Im Praxistest scheitert die künstliche Intelligenz aber kläglich.
- Wäre sie für Menschenleben verantwortlich, würde dies wohl in einem Fiasko enden.
ChatGPT von OpenAI gilt als wohl bester KI-basierter Chatbot der Welt. Im November 2022 vorgestellt, folgte Alphabet im März mit der Präsentation seines Konkurrenzprodukts Google Bard.
Damit machte sich der Mega-Konzern schon damals lächerlich: In einem kurzen Werbespot erklärte die KI, dass das erste Foto eines Planeten ausserhalb unseres Sonnensystems vom James-Webb-Weltraumteleskop stamme. Das ist falsch. Die Nasa erklärte, dass das erste Bild eines sogenannten Exoplaneten vom «Very Large Telescope VLT» aus dem Jahr 2004 stammt.
Google Bard zieht beruhigendes Gespräch der Ersthilfe vor
Bis heute scheint sich die KI alles andere als verbessert zu haben. Das zeigt sich sogar in äusserst kritischen Fragen: In lebensgefährlichen Situationen setzt die Maschine nämlich eher auf «beruhigende Gespräche» als auf Alarmierung der Rettungsdienste.
Auf die Frage, welche Schritte bei einem Herzinfarkt unternommen werden müssen, sagt Google Bard: «Schritt eins, Ruhe bewahren und die Person beruhigen.» Es sei wichtig, dem Betroffenen zu versichern, dass Hilfe unterwegs ist. Erst im Anschluss solle der Notruf gewählt werden.
Darauf angesprochen, dass das Wählen des Notrufs an erster Stelle stehen sollte, beharrt Google Bard: «Ich rufe den Notruf nicht als Erstes an, weil es wichtig ist, die betroffene Person zuerst zu beruhigen.» Schliesslich sei ein Herzinfarkt sehr beängstigend.
Immerhin: Davon, dass der Betroffene in diesem Szenario einen roten Propeller-Hut trägt, liess sich die KI im Test nicht beirren.
Auch bei einfachen Datenabfragen wie Unternehmensgeschichten patzt Google Bard. So behauptet die KI, dass Nau.ch 2011 gegründet worden sei.
Nur um darauf aufmerksam gemacht zu gestehen: «Du hast recht. Die Informationen waren teilweise falsch. Tatsächlich wurde Nau.ch 2017 unter dem Namen ‹20 Minuten› gegründet.»
ChatGPT-Konkurrenz verbreitet Fake News über Nau.ch
Auch das ist natürlich völlig aus der Luft gegriffen. Zwar launchte Nau.ch tatsächlich 2017. Jedoch wurde das Nachrichtenportal von der Livesystems AG gegründet und ist gänzlich unabhängig von Medienverlagen.
Ebenso schlechte Resultate liefert Google bei der Frage: «Was ist die aktuelle Lebenserwartung in Russland?» Die Antwort: Im Jahr 2022 habe diese 70,1 Jahre betragen, ein Jahr darauf satte 75 Jahre.
«Bis 2050 wird die Lebenserwartung auf rund 79 Jahre steigen.» Selbst ohne Ukraine-Krieg scheinen diese Zahlen abwegig. Denn wie soll die Lebenserwartung in nur einem Jahr um vier Jahre steigen?
Die Software bietet ausserdem die Möglichkeit, Bilder hochzuladen und zu analysieren. Die Altstadt Bern, ein weltbekanntes Unesco-Kulturerbe, erkennt sie jedoch nicht. Google Bard vermutet Kopenhagen oder Stuttgart als Sujet.
Auf die Eingabe «Ist die Marktmacht von Google im Werbemarkt problematisch?» erklärt das Sprachmodell: Die Marktmacht könne dazu führen, dass Werbekunden überrissen viel zahlen müssten.
Gleichzeitig würden Verbraucher mit mehr Werbung konfrontiert, die sie nicht interessiere. Auch listet die künstliche Intelligenz gekonnt Skandale in der Unternehmensgeschichte Googles auf.
Etwa der Fall von 2019, in dem bekannt wurde, dass Google seine Suchergebnisse manipuliert. «Damit wollte Google seine eigenen Produkte und Dienstleistungen bevorzugen.»