Ist Schweizer Corona-App besser als die deutsche?
Diese Woche hat Deutschland seine nationale Corona-App lanciert. Im Prinzip funktioniert sie wie die Schweizer App. Doch es gibt einige Unterschiede.
Das Wichtigste in Kürze
- Deutschland lanciert die Corona-Warn-App, die Schweizer-App ist noch in der Pilotphase.
- Es machen sich schon jetzt einige Unterschiede in der Anwendung bemerkbar.
Mittlerweile ist auch die deutsche Corona-Warn-App erhältlich. Innert kürzester Zeit erreichte sie fast zehn Millionen Downloads. Doch wie funktioniert sie und wie unterscheidet sie sich zur SwissCovid-App von Marcel Salathé und seinem Team?
Im Prinzip funktionieren beide Anwendungen genau gleich: Mittels Bluetooth prüft die App, ob der Nutzer einer infizierten Person zu nahe gekommen ist. Die Daten werden dezentral, das heisst beim Endbenutzer und nicht auf einem Server, gespeichert. Zumindest die SwissCovid-App gibt Daten jedoch zur Zwischenspeicherung an Amazon weiter.
Die Schweizer App löst eine Warnung aus, wenn sich der Nutzer in der letzten Zeit mehr als 15 Minuten lang in der Nähe eines Infizierten aufgehalten hat. Die deutsche App ist hier etwas differenzierter.
So funktioniert die deutsche Corona-Warn-App
Die sogenannte Corona-Warn-App errechnet nämlich eine Risikobewertung. Sie unterscheidet zwischen «niedrigem Risiko», «erhöhtem Risiko» und «unbekanntem Risiko».
Damit die App das Risiko errechnen kann, benötigt sie genügend Daten. Das heisst, der Anwender muss die App eine bestimmte Zeit nutzen, bevor sie relevante Aussagen machen kann. Andernfalls erscheint die Bewertung «unbekanntes Risiko».
Swiss Covid App ist simpler
«Niedriges Risiko» heisst: Es hat keine relevante Begegnung mit einer Corona-positiv getesteten Person stattgefunden. Das Robert Koch-Institut hat hier einen bestimmten Schwellenwert definiert.
«Erhöhtes Risiko» bedeutet: Innerhalb der letzten 14 Tage hatte der App-Nutzer eine relevante Begegnung mit mindestens einer inzwischen positiv getesteten Person.
Die Schweizer Covid-App ist hier im Output um einiges einfacher gestrickt – also ohne drei Gefahrenstufen. Das heisst jedoch nicht, dass die deutsche App «besser» ist oder umgekehrt. Bis sich solche Aussagen ansatzweise machen lassen, müssen beide Applikationen über längere Zeit in der Praxis bestehen.
Beide Apps haben ihre Tücken
Beide Apps haben indes mindestens ein Problem, welches Datenschützer auf den Plan ruft: Wer die App auf Android installieren möchte, muss GPS aktiviert haben. Zwar benötigt die App nicht wirklich GPS-Zugriff. Doch Android-Lizenznehmer Google hat die Zugriffsberechtigungen für Bluetooth und GPS aus technischen Gründen zusammengefasst, berichtet «Der Spiegel».
Auch muss sich die Schweizer App Kritik stellen. So werden gemäss Hernâni Marques vom Chaos Computer Club die Daten der SwissCovid-App nicht anonymisiert, sondern nur pseudonymisiert.
Gegenüber der «Netzwoche» äussert sich sogar Salathé-Kollege Serge Vaudenay, Professor für Kryptographie an der ETH Lausanne (EPFL), der Bluetooth-Kennung gegenüber kritisch: «Die Anwendung sendet Kennungen aus, die ständig wiederholt werden und sich alle 12 Minuten ändern. Innerhalb dieses Zeitrahmens wird die gleiche ID etwa 2000 Mal wiederholt. Das ist enorm.» Hacker könnten dies als Angriffsfläche ausnutzen.
Hierzulande ist die SwissCovid-App offiziell aber noch gar nicht verfügbar. Erst gestern Freitag wurde an der Sommersession des Parlaments in Bern die App aber endgültig durchgewunken. Man rechne mit einem Launch in der kommenden Woche, erklärte BAG-Kommunikationschef Gregor Lüthy gegenüber «Watson».