20 Jahre Haft für Schlepper in Italien nach Tod von Flüchtlingen
Im vergangenen Jahr starben bei einem Bootsunglück im Mittelmeer 94 Flüchtlinge. Der verantwortliche Schlepper muss 20 Jahre ins Gefängnis.
Nach dem Tod von mindestens 94 Flüchtlingen beim Untergang eines Bootes im Mittelmeer ist ein Schlepper in Italien zu 20 Jahren Gefängnis verurteilt worden. Ein Gericht der süditalienischen Stadt Crotone machte den türkischen Staatsangehörigen am Mittwoch für den Untergang des Bootes vor knapp einem Jahr verantwortlich und sprach ihn der Beteiligung an einem Schleusernetzwerk schuldig, wie italienische Medien berichteten.
Der 29-Jährige wurde ausserdem zu einer Geldstrafe von drei Millionen Euro sowie zur Zahlung von Schadenersatz an Zivilkläger verurteilt.
Das Flüchtlingsboot mit rund 180 Menschen aus Afghanistan, Pakistan, Syrien und dem Iran war am 26. Februar 2023 vor der Küste Kalabriens in einem Sturm untergegangen. Gestartet war das Boot, auf dem sich auch zahlreiche Kinder befanden, von der türkischen Küste.
An Bord des Bootes sollen sich auch vier Schleuser befunden haben, von denen einer bei dem Unglück ertrank. Der jetzt verurteilte Schlepper gab vor Gericht an, er sei lediglich als Bordmechaniker angeheuert worden, nicht zum Steuern des Schiffes. Ausserdem habe er aus «politischen Gründen» aus der Türkei fliehen müssen: Er habe wegen Kritik am türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan im Gefängnis gesessen.