60 Jahre Eichmann-Prozess: Mahnung zur Verfolgung von Völkermördern
Vor 60 Jahren begann in Israel der Prozess gegen den ehemaligen SS-Obersturmbannführer Adolf Eichmann. Es sei ein wichtiges Signal gewesen.
Das Wichtigste in Kürze
- 60 Jahre sind seit dem Prozessbeginn gegen NS-Verbrecher Adolf Eichmann vergangen.
- Der SS-Obersturmbannführer liess Millionen Juden und Jüdinnen deportieren.
- Zentral sei gewesen, dass die Opfer im Mittelpunkt gestanden haben.
60 Jahre nach dem Beginn des Prozesses in Israel gegen den NS-Verbrecher Adolf Eichmann hat das Internationale Auschwitz Komitee die Bedeutung des Verfahrens für die Überlebenden des Massenmords an den europäischen Juden gewürdigt. Der Prozess sei für sie auch ein wichtiges Signal gewesen, dass für Nazi-Mörder kein Versteck in dieser Welt sicher sei. Dies erklärte am Sonntag Exekutiv-Vizepräsident Christoph Heubner.
«Endlich sahen sie Eichmann auf der Anklagebank eines ordentlichen Gerichtes. Und sie konnten vor diesem Gericht und vor den Augen der Welt bezeugen, welche Verbrechen in den deutschen Konzentrations- und Vernichtungslagern geschehen waren.» Der SS-Obersturmbannführer Eichmann hatte während der NS-Zeit Millionen Juden und Jüdinnen in Vernichtungslager deportieren lassen.
«Kein Interesse, ihn nach Deutschland auszuliefern»
Nach dem Krieg konnte der ehemalige Leiter des Judenreferats im Reichssicherheitshauptamt zunächst nach Argentinien fliehen. Im Mai 1960 überwältigten ihn jedoch israelische Agenten. Sie entführten ihn in den jüdischen Staat, um ihn dort vor Gericht zu stellen.
Zur Rolle der Behörden und der Justiz in Deutschland erklärte Heubner: «Bis heute ist den Überlebenden auch bewusst, dass staatlichen Stellen in Deutschland lange vor dem Jerusalemer Prozess bekannt war, wohin Eichmann und andere NS-Täter entkommen waren. Ein Interesse, ihn nach Deutschland ausliefern zu lassen und dort vor Gericht zu stellen, bestand nicht.»
Weiter erklärte Heubner: «Umso dankbarer sind die Überlebenden bis heute für diesen Prozess in Jerusalem, der für sie immer noch als Erinnerung daran gilt, dass es auch in Zukunft für Völkermörder kein Entkommen geben darf und dass die juristische Aufarbeitung der NS-Verbrechen gerade in Deutschland fortgesetzt werden muss.»
Opfer standen im Mittelpunkt
Der weltweit aufsehenerregende Prozess gegen Eichmann dauerte nach dem Auftakt am 11. April 1961 acht Monate und endete mit dem Todesurteil. Der Prozess gilt als ein zentraler Auslöser der Aufarbeitung der NS-Verbrechen. Chefankläger Gideon Hausner sagte 1961 in seinem Eröffnungsplädoyer: «Ich stehe nicht allein, mit mir hier stehen sechs Millionen Ankläger.»
Mehr als 100 Zeugen wurden während des Prozesses befragt. Eichmann ist bis heute der Einzige in Israels Geschichte, gegen den die Todesstrafe vollstreckt wurde.
Die israelische Staatsanwaltschaft schrieb vor dem 60. Jahrestag: «Die Auswirkungen des Prozesses reichten weit über den Gerichtssaal in Jerusalem hinaus. Sie fanden einen Widerhall in ganz Israel und auf der ganzen Welt.»
Anders als bei vorherigen NS-Prozessen, etwa in Nürnberg, hätten beim Eichmann-Prozess die Opfer im Mittelpunkt gestanden. «Während des Prozesses bekamen Holocaust-Überlebende die Gelegenheit auszusagen. Ihre Aussagen änderten die Wahrnehmung des Holocausts und die spätere Behandlung der Überlebenden.»