In Frankreich herrscht weiterhin Chaos. Bei den Krawallen ist nun ein 19-Jähriger ums Leben gekommen. Er soll auf ein Dach geklettert und heruntergefallen sein.
Polizei neben ausgebrannten Bussen
Die französische Kriminalpolizei inspiziert die Gegend, nachdem über Nacht Busse auf einem Gelände des öffentlichen Nahverkehrs in Aubervilliers in der Nähe von Paris angezündet wurden. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • In Frankreich steht der ÖV am Freitagabend still.
  • Ein 19-Jähriger stirbt bei den Krawallen nach einem Sturz von einem Lidl-Dach.
  • Grund für die Unruhen ist der Tod eines Jugendlichen bei einer Polizeikontrolle.
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Wegen der anhaltenden Krawalle in Frankreich wird ein Teil des Nahverkehrs im Ballungsraum Paris abends bis auf Weiteres unterbrochen. Alle Strassenbahnen und Busse müssen in Absprache mit der Polizei spätestens um 21.00 Uhr anhalten, teilte die zuständige Behörde am Freitag per Twitter mit. Frankreich wird seit Tagen von heftigen Krawallen erschüttert.

Mit Einschränkungen des öffentlichen Lebens will die Regierung in Frankreich die schweren Krawalle nach dem Tod eines Jugendlichen durch einen Polizeischuss eindämmen. Landesweit sollte der Nahverkehr mit Bussen und Strassenbahnen am Freitagabend nach einer Anweisung von Innenminister Gérald Darmanin um 21.00 Uhr eingestellt werden, berichtete der Sender BFMTV.

Grossereignisse wie Konzerte wurden abgesagt, der Verkauf und das Mitführen von Feuerwerkskörpern und brennbaren Stoffen wurden verboten. Den nationale Notstand rief die Regierung allerdings bislang nicht aus.

Frankreich wird während der Krawalle am Freitagabend zudem von einem weiteren Todesfall erschüttert. Ein 19-Jähriger soll Medienberichten zufolge auf ein Lidl-Dach geklettert sein. Daraufhin ist er heruntergestürzt und danach seinen Verletzungen erlegen. Der Vorfall ereignete sich in Petit-Quevilly.

Frankreich
In Frankreich ist nach dem Tod eines Jugendlichen bei einer Polizeikontrolle die Hölle los. - keystone

Auslöser der Unruhen war der Tod eines Jugendlichen bei einer Polizeikontrolle. Im Grossraum Paris und in weiteren Städten gab es in der Nacht zum Freitag zum dritten Mal in Folge Ausschreitungen. Autos und Mülltonnen wurden in Brand gesteckt und Polizisten mit Feuerwerkskörpern angegriffen.

249 Polizeibeamte verletzt

Mehrere Hundert Menschen wurden nach Angaben des Innenministeriums festgenommen und 249 Polizeibeamte verletzt. Landesweit waren in der Nacht auf Freitag 40'000 Polizisten im Einsatz, um sich den Ausschreitungen entgegenzustellen, 5000 davon in Paris.

Am Freitagmittag kam Präsident Emmanuel Macron mit einem Krisenstab zusammen, um über die Lage zu beraten.

Macron appelliert an die Eltern

Nach dem interministeriellen Krisentreffen sagte der Präsident: «Und ich appelliere an das Verantwortungsbewusstsein der Mütter und Väter. Die Republik ist nicht dazu berufen, an ihre Stelle zu treten.» Ein Drittel der Festgenommenen in der vergangenen Nacht seien Jugendliche.

Er machte auch die sozialen Netzwerke für die Gewalteskalation der vergangenen Tage verantwortlich. Dort seien gewalttätige Versammlungen organisiert worden. Ausserdem habe er das Gefühl, dass einige Jugendliche auf der Strasse Videospiele nachahmten. Macron kündigte an, dass die Behörden gegen Menschen vorgehen werden, die über die sozialen Netzwerke zu Krawallen aufrufen.

Der bei einer Polizeikontrolle in Frankreich erschossene Jugendliche soll am Samstag beerdigt werden. Das teilte Patrick Jarry, der Bürgermeister von Nanterre, am Freitag laut der Nachrichtenagentur AFP mit.

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