So heftig waren die Krawalle in der Nacht in Frankreich

Frankreich kommt nicht zur Ruhe. Nach einem tödlichen Polizeischuss auf einen Jugendlichen in Nanterre schwappten die Proteste in der Nacht auch nach Belgien.

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In Nanterre und weiteren französischen Städten kam es in der Nacht auf Freitag erneut zu Krawallen. Auslöser war der Tod eines 17-Jährigen während einer Verkehrskontrolle. - Twitter/ @AnonymeCitoyen

Das Wichtigste in Kürze

  • In mehreren französischen Städten kam es in der Nacht erneut zu Krawallen.
  • Über 660 Personen wurden verhaftet.
  • Die Proteste, ausgelöst durch einen tödlichen Polizeischuss, schwappten bis nach Belgien.

Brennende Autos, Plünderungen, Steinwürfe – die Krawalle in mehreren französischen Städten gingen auch in der Nacht auf Freitag weiter.

Die Polizei versuchte erfolglos, mit einem Grossaufgebot der Lage Herr zu werden. 40'000 Polizisten standen landesweit im Einsatz. Es kam zu zahlreichen Auseinandersetzungen, wie Videos und Bilder zeigen.

Ausgelöst wurden die Proteste durch den Schuss eines Polizisten bei einer Verkehrskontrolle am Dienstag. Ein 17-Jähriger starb dadurch in Nanterre. Dort waren die Ausschreitungen in der Nacht besonders heftig.

Im Anschluss an einen Trauermarsch für den erschossenen Jugendlichen in Nanterre gab es dort am Donnerstagabend bereits Auseinandersetzungen. Die Polizisten wurden mit Molotow-Cocktails beworfen.

In etlichen weiteren Städten kam es zu Auseinandersetzungen, wie die Zeitung «Le Parisien» und der Sender BFMTV berichteten. Es gab mindestens 667 Festnahmen.

In der Hafenstadt Marseille gerieten Hunderte Protestierende mit der Polizei aneinander, Geschäfte wurden geplündert und 14 Menschen festgenommen. In Grenoble wurde ein Bus mit Feuerwerkskörpern beschossen.

Proteste auch in Belgien

Die Proteste schwappten auch auf Belgien über: In Brüssel lieferten sich Jugendliche ein Katz-und-Maus-Spiel mit der Polizei und legten mehrere Brände.

Belgische Medien zeigten Bilder eines brennenden Autos und von Polizisten in Kampfmontur. Wie die Polizei mitteilt, wurden etwa zehn Personen festgenommen.

Frankreich
In Frankreich kam es erneut zu Krawallen. Auch in Belgien gingen Menschen auf die Strassen. - keystone

Laut Polizei hatten Jugendliche in sozialen Netzwerken dazu aufgerufen, sich als Reaktion auf den Tod des 17-Jährigen zu versammeln. Spannungen gab es laut der belgischen Nachrichtenagentur Belga vor allem rund um das zentral gelegene Stadtviertel Anneessens.

Ermittlungsverfahren gegen Beamten

Eine Motorradstreife hatte den 17-Jährigen am Dienstagmorgen in Nanterre am Steuer eines Autos gestoppt. Als der junge Mann plötzlich anfuhr, fiel der tödliche Schuss aus der Dienstwaffe des Polizisten.

Gegen den Beamten wurde am Donnerstag ein förmliches Ermittlungsverfahren wegen Totschlags eingeleitet, er kam in Untersuchungshaft. Der Einsatz der Waffe bei der Kontrolle war nicht gerechtfertigt, hiess es von der Staatsanwaltschaft.

Sind Sie schon mal in eine Polizeikontrolle geraten?

Wie der Anwalt des inhaftierten Polizisten dem Sender BFMTV sagte, bedauere der Beamte den Schuss auf den Jugendlichen. Mit seinen ersten und seinen letzten Worten habe er sich bei dessen Familie entschuldigt. «Er ist am Boden zerstört, er steht nicht morgens auf, um Menschen zu töten. Er wollte nicht töten.»

Die Mutter des erschossenen Jugendlichen sagte unterdessen dem Sender France 5: «Ich bin nicht auf die Polizei sauer, ich bin auf eine Person sauer: denjenigen, der meinem Sohn das Leben genommen hat.»

Macron reagiert

Präsident Emmanuel Macron hat aufgrund der anhaltenden Krawalle ein Krisentreffen einberufen. Der interministerielle Krisenstab solle am Freitag um 13.00 Uhr zu einer Sitzung zusammenkommen. Das teilte der Élyséepalast mit.

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