Von den neu auch in Europa grassierenden Affenpocken sind vor allem Männer betroffen, die mit Männern Sex haben. Experten warnen aber vor einer Stigmatisierung.
Affenpocken
Die Handflächen eines Affenpocken-Patienten zeigen einen Ausschlag. Das Bundesamt für Gesundheit prüft bereit erste Impfstoffe. - -/CDC/Brian W.J. Mahy/dpa/Archiv

Das Wichtigste in Kürze

  • Weltweit häufen sich derzeit die Affenpocken-Fälle.
  • Betroffen sind vor allem Männer, die mit anderen Männern Sex haben.
  • Nun warnen Experten vor Stigmatisierung dieser Personengruppe.
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Immer mehr Menschen infizieren sich mit den Affenpocken. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) meldet bisher mehr als 90 bestätigte Fälle. Darunter befinden sich überproportional viele Männer, die mit anderen Männern Sex hatten.

Dasselbe trifft auf die rund 30 Verdachtsfälle zu. Untersucht wird auch, ob ein Sex-Festival in Spanien als Superspreader-Event fungierte.

Affenpocken können jeden treffen

Deshalb warnt beispielsweise die Organisation Unaids vor einer Stigmatisierung. Sie erklärt gegenüber dem «Stern», dass die Krankheit jeden treffen könne, nicht nur Homosexuelle. Viele der Berichte rund um Affenpocken-Fälle seien aber stigmatisierend. Das könne auch die wissenschaftlichen Bemühungen, die Krankheit zu bekämpfen, beeinträchtigen.

Der «Spiegel» weist auf eine weitere mögliche Konsequenz hin: Wer befürchtet, beim Arztbesuch beleidigt zu werden, unterziehe sich möglicherweise gar keiner Untersuchung.

Affenpocken
Diese elektronenmikroskopische Aufnahme zeigt reife, ovale Affenpockenviren (l.) und kugelförmige, unreife Virionen (r.), die aus einer menschlichen Hautprobe stammt.
Affenpocken
Hautläsionen bei Patienten, bei denen Affenpocken nachgewiesen wurden.
Pockenimpfung
Eine Narbe einer Pockenimpfung ist an einem Oberarm sichtbar.
Affenpocken
Oft handelt es sich bei den infizierten Personen um homo- und bisexuelle Männer.
Affenpocken Europa
Im Gegensatz zu vielen anderen Staaten ist der Impfstoff gegen Affenpocken in der Schweiz noch nicht zugelassen.

Statistisch gesehen stecken sich scheinbar tatsächlich vor allem Männer an, die mit Männern Sex haben. Die WHO sagt: Die Fälle würden «hauptsächlich, aber nicht ausschliesslich, bei Männern, die Sex mit Männern haben, festgestellt». Heisst: Schwule und auch bisexuelle Männer sowie Transgender scheinen besonders gefährdet.

Im Interview mit «Science» sagt Fernando Simón, Leiter des Koordinationszentrums für Gesundheitswarnungen und Notfälle des spanischen Gesundheitsministeriums: Bei den sieben Affenpocken-Fällen, die bis zum 19. Mai in Spanien gemeldet wurden, handelte es sich um bisexuelle oder schwule Männer oder Transpersonen, die Sexpartys besucht hätten.

zentralkomitee der deutschen katholiken
Die LGBT-Flagge. - DPA

Dabei hätten die Patienten Läsionen ausschliesslich um die Genitalien und um den Mund gehabt. Es sei wahrscheinlich, dass eine Ansteckung durch die Berührung dieser Läsionen eintritt. Es gebe keinen Beweis dafür, dass das Virus durch Sperma übertragen wird.

Was Geschlechtskrankheiten angeht, haben Männer, die Sex mit Männern haben, tatsächlich das höhere Erkrankungsrisiko. Über die Gesamtgruppe verteilt haben diese deutlich höhere Syphilisraten. Ausserdem treten mehr als die Hälfte aller HIV-Neuinfektionen in dieser Gruppe auf.

Syphilis
Treponema pallidum, der Erreger der Syphilis. - DPA

Geklärt wird, ob HIV einen Einfluss auf die Ansteckung mit Affenpocken haben könnte. Denn Menschen, die mit dem HI-Virus infiziert sind, leiden unter einem geschwächten Immunsystem. Bisher gibt es jedoch noch keine Indizien, wonach ein geschwächtes Immunsystem bei Infektionen mit Affenpocken eine Rolle spielt.

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