Alternative Nobelpreise in Stockholm vergeben
Mit dem Right Livelihood Award werden Menschen geehrt, die oft unter Einsatz ihrer persönlichen Freiheit für Menschenrechte und Demokratie kämpfen. Eine Preisträgerin musste kurz vor der Verleihung ins Gefängnis.
Das Wichtigste in Kürze
- In Stockholm sind am Donnerstagabend die sogenannten Alternativen Nobelpreise verliehen worden.
Nur einer der vier Preisträger konnte seine Auszeichnung persönlich entgegennehmen: der Menschenrechtsaktivist Ales Beljazki aus Belarus.
Der US-Bürgerrechtsanwalt Bryan Stevenson und die Aktivistin Lottie Cunningham Wren aus Nicaragua konnten Corona-bedingt nicht an der Zeremonie in Stockholm teilnehmen und wurden per Video zugeschaltet. Die iranische Menschenrechtsanwältin Nasrin Sotudeh musste am Donnerstag zurück ins Gefängnis und schickte ihren Dank als Audiobotschaft.
Der Right Livelihood Award, gemeinhin als Alternativer Nobelpreis bekannt, wird jedes Jahr von der Right-Livelihood-Stiftung vergeben. Mit ihm werden Personen geehrt, die sich oft unter hohen Risiken für den Frieden und eine gerechtere und nachhaltigere Welt einsetzen. Das gilt auch für die diesjährigen Preisträger. «Alle kämpfen gegen die Bedrohung der Demokratie und geben anderen den Mut, aufzustehen», sagte Ole von Uexküll, der Exekutiv-Direktor der Stiftung. Er sei schockiert darüber, dass die Iranerin Sotudeh kurz vor der Verleihung wieder in Haft musste.
In ihrer zuvor aufgenommen Dankesrede sagte die Anwältin, der Preis sei eine grosse Ehre für sie. «Unter diesen schwierigen Bedingungen gibt er mir und meiner Familie neue Energie, um meinen Weg fortzusetzen», wurden ihre Worte übersetzt. Sotudeh hat sich als Anwältin für politische Aktivisten und für Frauen, die aus Protest gegen die iranische Gesetzeslage in der Öffentlichkeit ihre Kopftücher abgenommen hatten, eingesetzt. Das iranische Regime betrachtet sie als Staatsfeindin, sie wurde zu mehr als 30 Jahren Haft verurteilt. Die Anwältin forderte in ihrer Rede dazu auf, die Aufmerksamkeit auf die Notlage aller politischen Gefangenen im Iran zu lenken.
Ales Beljazki, der mit seiner Organisation Wesna für die Verwirklichung von Demokratie und Menschenrechte in Belarus kämpft, sagte laut Übersetzung, er verstehe die Auszeichnung als moralische Unterstützung und Zeichen der Solidarität der demokratischen Welt für das weissrussische Volk. «Dies ist ein klares Signal an die belarussischen Behörden, dass die Welt die massiven Menschenrechtsverletzungen, die derzeit in Belarus stattfinden, niemals akzeptieren wird», sagte er.
Mit der Auszeichnung des US-Amerikaners Stevenson lenkte die Right-Livelihood-Stiftung die Aufmerksamkeit auf die Rassismusdebatte in den USA. «Ich lebe im Land mit den meisten Festnahmen in der Welt», sagte Stevenson. Der Bürgerrechtsanwalt hat zahlreiche unschuldig Verurteilte vor der Todesstrafe gerettet. «Ich arbeite gegen ein System, das dich besser behandelt, wenn du reich und schuldig, als wenn du arm und unschuldig bist», sagte Stevenson in einer Schalte aus Montgomery.
Lottie Cunningham Wren betonte, dass sie den Preis stellvertretend für die indigenen Völker Nicaraguas entgegennehme, deren Territorium von bewaffneten Siedlern bedroht werde. «Ich bin lange mit meinem Volk gegangen, mit denen, die hungrig und durstig nach Gerechtigkeit sind, die unter den Zwangsumsiedlungen leiden, die unter Gewalt, Zerstörung der Umwelt oder Verletzung ihrer Grundrechte leiden. Für sie bin ich hier.»
In diesem Jahr wurden 182 Nominierungen aus 71 Ländern für Right Livelihood Award berücksichtigt. Das Preisgeld beträgt für jeden Preisträger eine Million schwedische Kronen (rund 98.000 Euro) und soll ihnen helfen, ihre Arbeit fortzusetzen.